Thermosensitive, biokompatible Polymerträger mit veränderbarer physikalischer Struktur für die Therapie, Diagnostik und Analytik
Die Erfindung betrifft biokompatible und thermosensitive Polymerträger verschiedener Teilchengrößen, die eine in vivo Applikation zu therapeutischen, diagnostischen oder analytischen Zwecken ermöglichen. In die Polymermatrix sind Substanzen in Form magnetischer- und/oder metallischer Kolloide eingekapselt, die sich durch Energiezufuhr mit Hilfe eines hochfrequenten magnetischen Wechselfeldes aufheizen lassen, woraus eine physikalische Strukturveränderung der Polymermatrix in Form einer Konfigurationsänderung resultiert .
Die Erfindung betrifft ferner die Herstellung und Verwendung der Polymerträger.
Indukti-v aufheizbare magnetische Polymerpartikel sind aus diversen Veröffentlichungen und Patenten bekannt, so zum Beispiel aus der Veröffentlichung WO 03/101486 A2, in der induktiv aufheizbare thermosensitive Polymerträger auf der Basis von N-Isopropylacrylamid und Acrylamid-Derivaten beschrieben werden, die aufgrund eines induktiven Stimulus dazu veranlaßt werden, eingekapselte Biosubstanzen oder Pharma_s_a. freizugeben.
Die dort beschriebenen Isopropylamide sind die meist verwandten. Polymere mit thermosensitiven Eigenschaften. Sie weisen bei Temperaturen oberhalb 27 °C eine Phasenentmischung auf, die mit einem Schrumpfungsprozess einhergeht. Diese Schrumpfung ist reversibel, d.h., beim Abkühlen unter 30 °C nimmt das Polymer seine ursprüngliche Form praktisch wieder an. Diese spezielle Eigenschaft des Poly-N- Isopropylacrylamids sowie die sich daraus ableitenden interessanten Anwendungen als Medikamentendepot, Biosensor, Zellkultursubstrat, Zelleinkapselungsmatrix, Aktuator oder
Ventil sind seit langem bekannt und haben ihren Ausdruck in einer Reihe von Publikationen und Patentschriften gefunden.
Der Nachteil der dort beschriebenen Mittel ist die Verwen- dung von Acrylamid-Derivaten. Diese Verbindungsklasse ist physiologisch nicht unbedenklich, da bei der Polymerisation nicht auszuschließen ist, dass nicht vollständig abreagierte Monomere oder Oligomere noch in dem Polymeren vorhanden sind. Diese Monomeren gelten als hochtoxisch und können bei einer möglichen in vivo Applikation aus dem Polymeren heraus diffundieren. Insofern sind Wirkstoffträger aus diesen Polymeren für in vivo Applikationen nur sehr eingeschränkt verwendbar.
Die Anmeldung WO 03/101486 A2 stellt gleichzeitig den nächs liegenden Stand der Technik dar und bietet eine gute Übersicht über denselben.
Den weiteren dort zitierten Mitteln und Verfahren ist gemeinsam, daß die magnetische Induktion ausnahmslos zur Erwärmung der Partikel dient, um Zellen oder biologische Organismen per Überwärmung zu zerstören, oder daß sich ihre Funktion ausschließlich aus der komplementären Wechselwirkung eines auf der Matrix gebundenen Bioliganden bzw. - rezeptors mit der zu analysierenden Substanz ableitet . Ihre Einsatzgebiete beschränken sich somit auf die bekannten Felder der Tumorbehandlung sowie Auftrennung und Analyse von Biomolekülen oder der Markierung bestimmter Zellen unter Ausnutzung des klassischen Affinitätsprinzips. S e unterscheiden sich von den erfindungsgemäßen Mitteln also dadurch, daß sie, bedingt durch ihre chemische Struktur , nicht thermosensitiv sind, d.h. nicht in der Lage siid aufgrund eines inneren Wärmestimulus hervorgerufen durclx externe Induktion ihre physikalische Struktur bzw. geometrische Form zu ändern.
Diese Eigenschaft stellt jedoch die Grundvoraussetzung dar, Polymerträger als manipulierbare oder steuerbare Mikro- oder Nanoträger bzw. -Werkzeuge nutzen zu können.
Edelmann et al., J. Bio ed. Mat. Res., Vol. 21, 339, 1987, beschreiben ein Ethylen-Vinylaσetat Copolymer, in das millimetergroße Magnete eingebettet sind. Durch ein oszillierendes Magnetfeld wird eingekapseltes Serum Albumin freigesetzt. Da es sich bei dem Polymeren und den eingekapselten Magneten um relativ große makroskopische Gebilde handelt, die nur per Implantation appliziert werden können und danach auch nicht aus dem Körper von selbst ausgeschieden werden, bleiben diesem Verfahren breite in vivo Anwendungen verschlosse .
Zusammenfassend kann gesagt werden, daß den im Stand der Technik beschriebenen Mitteln bzw. Produkten gemeinsam ist, daß diese entweder physiologisch nicht unbedenklich sind, oder, soweit es sich um nicht-magnetische Polymerträger handelt, nur durch direkt von außen zugeführte Wärme zu einer Änderung der physikalischen Struktur oder Form veranlaßt werden können oder, sofern es magnetische Träger sind, weder durch einen äußeren Stimulus noch durch von außen zugeführte Energie strukturell in irgendeiner Weise veränderbar sind. Weiterhin handelt es sich bei den aus dem Stand der Technik bekannten wstimulus-response"-Trägern entweder um unregelmäßige Nanopartikel oder größervolumige Massepolymerisate, die sich nicht als Träger von Wirksubstanzen (Phar aka), als Kontrastmittel in der NMR-Diagnostik (Magnetresonanztomograph) , als Medien für die Molekülauftren- nung oder als steuerbare Mikro erkzeuge für in vivo Applikationen eignen.
Aufgabe
Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht darin, thermosensitive und biokompatible Polymerträger herzustellen, die sich durch hohe Bioverträglichkeiten oder Bioabbaubar- keiten auszeichnen und die durch Energiezufuhr in Form der magnetischen Induktion gezielt so stimuliert werden können, dass aufgrund der daraus resultierenden Erwärmung eine Änderung der physikalischen Struktur der Polymermatrix herbeigeführt wird. Die Polymere sind vorzugsweise sphärische nano- oder mikropartikuläre Teilchen oder Fasern, Röhren oder Fäden. Da die Konfigurationsveränderung der erfin- dungsgemäßen Polymeren im Bereich von 27- 50 °C liegt, also auch im Bereich der Körpertemperatur (37 °C), können diese Träger in vivo angewendet werden.
Unter Ausnutzung der induktiven Aufheizung werden Dosiersysteme für die Verabreichung bzw. Applikation von Wirksubstanzen für den medizinischen Bereich oder die Analytik geschaffen, die sich im besonderen durch ihre kontaktfreie Steuerbarkeit auszeichnen. Unter einer Wirksubstanz /einem Wirkstoff wird ein Stoff verstanden, der in irgendeiner Weise eine chemische, biochemische oder physiologische Reaktion auslöst und dabei eine therapeutische, diagnostische und/oder prophylaktische Wirkung erzeugen oder eine analytische Funktion erfüllen kann. Beispiele hierfür sind biologisch aktive Proteine oder Peptide, Enzyme, Antikörper, Antigene, Nukleinsäuren, Glykoproteine, Lektine, Oligosac- charide, Hormone, Lipide, Wachstumsfaktoren, Interleukine, Cytokine, Steroide, Vakzine, Antikoagulantien, zytostati- sche Agenzien, immunmodulatorische Agenzien oder Antibiotika. Dazu werden die Wirksubstanzen in die Polymerpartikel eingekapselt, was in der Regel durch direktes Zumischen der betreffenden Wirksubstanz zu der löslichen Polymerphase geschieht .
Die so gewonnenen, mit den betreffenden Wirksubstanzen be- ladenen Träger können anschließend mit Hilfe der bekannten Verabreichungsmethoden wie Injektion, Implantation, Infiltration, Diffusion, Strömung oder Punktion an die gewünschten physiologischen oder bio-analytischen Wirkorte appli- ziert werden. Die ortspezifische Applikation der Magnetpartikel kann noch dadurch verstärkt werden, indem die Teilchen mit Hilfe von Elektro- oder starken Permanentmagneten, die von außen an den Ziel- bzw. Wirkort angelegt werden, punktuell an die gewünschten Stellen plaziert werden können. Nachdem die Polymerteilchen ihren Wirkort erreicht haben, können sie durch Anlegen eines hochfrequenten magnetischen Wechselfeldes auf oberhalb Körpertemperatur erwärmt werden, woraus eine Änderung der physikalischen Struktur der Polymermatrix resultiert. Unter „Änderung der physikalischen Struktur" wird dabei erfindungsgemäß die Veränderung der ursprünglichen Molekülkonfiguration einschließlich der Konformation aufgrund eines Quellungs- oder Entquel- lungsprozesses, der zu einer Veränderung der geometrischen Form, des Volumens oder der Teilchengröße des Polymerträgers führt, definiert. Die Volumenänderung kann sich z.B. in einem Schrumpfungs- oder Quellungsprozess mit paralleler Veränderung der Porengröße oder in einer Veränderung der äußeren Form (Geometrie) des Polymeren manifestieren. Die Veränderung der physikalischen Struktur kann auch die Rückkehr der Molekülkonfiguration in seine ursprüngliche Form bedeuten, die durch einen Erwarmungs- und Abkühlungsvorgang (Einfrierprozess) zwischenzeitlich verändert wurde (Form- Gedächtnis-Polymer, „shape-memory-polymer") . Die Änderung der physikalischen Struktur löst somit eine konzentrierte und rasche Freisetzung der eingekapselten Wirkstoffe aus der Matrix aus.
Die Zeit, die die Wirksubstanz benötigt, um aus dem Gel he- rauszudiffundieren, hängt grundsätzlich von der Größe des Polymerträgers (mikro- oder nanoskalig) ab sowie dessen Molmasse, der Molmasse des Wirkstoffes und der in der Poly-
merkapsel erzeugten Temperatur ab. In der Regel weisen na- noskalige Polymerpartikel unter sonst analogen Bedingungen (gleiche Wirksubstanz, Temperatur, Polymer) eine um den Faktor 0,1 bis 0,5 geringere Freisetzungszeit auf als entsprechende Mikrogele (>20 um) .
Ein Gegenstand der Erfindung besteht demnach darin, die Polymeren als Träger für therapeutische, analytische oder diagnostische Applikationen nutzbar zu machen und Wirksubstanzen oder Pharmaka in die Polymerträger einzukapseln, um diese nach entsprechender in vivo Verabreichung mit Hilfe der magnetischen Induktion gezielt und steuerbar zu appli- zieren oder auch mittels Magnet an den Wirkort zu bringen.Die Aufgabe der gezielten Freigabe der eingekapselten Wirksubstanzen oder Pharmaka wird durch Erwärmung der ther- mosensitiver Polymeren mittels magnetischer Induktion, d.h. durch ein von außen angelegtes hochfrequentes magnetisches Wechselfeld gelöst, wobei die in die Polymermatrix eingekapselten magnetische und/oder metallische Substanzen aus dem Magnetfeld Energie absorbieren und dadurch den Polymerträger über Körpertemperatur aufheizen können.
Ein weiterer Gegenstand der Erfindung ist die Herstellung von Polymeren, die bei Temperaturen oberhalb der Körpertemperatur schrumpfen, so dass die Polymerträger bei Temperaturen oberhalb Körpertemperatur in einem entquollenen (geschrumpften) Zustand appliziert werden und nach Abkühlen auf Körpertemperatur wieder in einen gequollenen Zustand übergehen. Dieses Phänomen läßt sich im Rahmen therapeutischer Antitumor-Maßnahmen anwenden. Eine der fatalen pathologischen Entwicklungen bei der Tumorentwicklung ist die Angiogenese. Hierunter versteht man allgemein eine sich stark ausbreitende Ausbildung von Blutgefäßen im Tumorgewebe. Dieser pathologische Prozess, der bisher vornehmlich medikamentös (oder operativ) behandelt wurde, kann nun
überraschenderweise mit Hilfe der erfindungsgemäßen Mittel unterdrückt bzw. stark verzögert werden. Dazu werden Partikel, vorzugsweise mit einer Teilσhengröße von 0,3 p bis 5 μm, die zuvor auf Temperaturen >45 °C aufgeheizt worden sind und damit ihren maximalen Schrumpfgrad erreicht haben, in das Tumorgewebe appliziert. Infolge der anschließenden Adaptation an die Körpertemperatur beginnen die Teilchen wieder zu quellen, um schließlich ihren Gleichgewichts- quellzustand nach einigen Minuten zu erreichen. In diesem gequollenen Zustand üben die Polymerträger eine Embolisati- onsfunktion aus, d.h., sie sind befähigt, die Blutgefäße zu blockieren und dadurch einer Tumorbildung entgegenzuwirken. Diese spezielle Eigenschaft besitzen vor allem Polymere wie z.B. Hydroxyalkylcellulose, Isopropylcellulose, Polyoxye- thylene sowie Poly(ethylenglycol-lactid-glycolid) - Copolymere. Für die Bekämpfung der Angiogenese sind in der Praxis Teilchen mit einer breiten Größenverteilung (0,3 bis 10 um) geeignet, da hierdurch sämtliche Blutgefäßweiten integral erfasst werden können.
Demnach können also die erfindungsgemäßen Polymerträger aufgrund der besonderen Produkt- und Verfahrenskombination im besonderen als Matrix zur Einkapselung von Wirksubstanzen sowie als Mittel zur Blockierung von Blutgefäßen herangezogen werden.
Die Kombination der magnetfeldinduzierten Eirwärmung biokompatibler, thermosensitiver Polymerträger mit paralleler Änderung der physikalischen Struktur bzw. Trägergeometrie eröffnet somit ein Eigensσhaftsspektrum, das über das bisheriger Polymerträgersysteme substantiell hinausgeht.
Mit der zielgerichteten Applikation der erfindungsgemäßen Polymerträger in Verbindung mit einer von außen steuerbaren Strukturveränderung wird überraschenderweise auch die Mög-
lichkeit eröffnet, neue integrale Wirkkombinationen zu nutzen.
So ist eine weitere Aufgabe der Erfindung daher, Polymerpartikel herzustellen, die als neuartige kontrastverstärkende Mittel im Rahmen der NMR-Diagnostik und parallel als Basis für eine steuerbare Wirkstoffapplikation verwendet werden können. Wie nach dem bereits diskutiertem Stand der Technik bekannt, können superparamagnetische, ferromagneti- sche oder paramagnetische Substanzen bei der Bildgebung im Rahmen der NMR-Diagnostik (z.B. Magnetresonanztomographie, MRT) zu einer substantiellen Kontrastvertärkung führen. Aufgrund der rezeptorspezifischen Bioligandenkopplung an die erfindungsgemäßen Mittel können genauere Diagnosen durch bessere Lokalisation und Zuordnung pathologischer Prozesse, z.B. Erkennung von Tumoren im Frühstadium und Mi- krometastasen, ermöglicht werden.
Um die vorgenannten magnetischen und metallischen Substanzen bzw. Verbindungen auf die für die analytischen, therapeutischen und diagnostischen Anwendungen relevanten Temperaturen aufheizen zu können, bedarf es einer speziellen Auslegung des Magnetfeldes im Hinblick auf Feldstärke und Frequenz. Es werden in der Regel kommerziell erhältiche Systeme bestehend aus stromdurσhflossenen Spulen, die von einem Hochfrequenzgenerator gespeist werden, benutzt. Die Abmessungen der Spulen richten sich nach den jeweiligen Pro- bengrößen und des zu bestrahlenden Areals; sie weisen allgemein einen Durchmesser von 5 bis 30 cm und eine Länge von 5-30 cm auf. Die erforderliche Ausgangsleistung der HF- Generatoren liegt normalerweise zwischen 1,5 und 4,5 kW. Zum Aufheizen der Magnetproben können grundsätzlich zwei Generatoreinstellungen gewählt werden: a) hohe Frequenz im Bereich von 5-20 MHz bei niedriger Magnetfeldstärke von 100-500 A/m oder b) niedrige Frequenz von 0,2-0,8 MHz in Verbindung mit einer hohen Feldstärke von 1 bis 45 kA/m.
Beide Feldparameterkombinationen gewährleisten eine ausreichende Heizleistung innerhalb eines kurzen Applikations- zeitraumes (<1 Min.). Auch für die Bestrahlung größer volumiger Areale, so wie es z.B. bei der Applikation medizinischer Wirkstoffe in bestimmte Körperareale der Fall ist, kann mit größeren Spulengeometrien (30-40 cm Durchmesser) durch entsprechende Erhöhung der Feldstärke auf >15kA/m ausreichend Energie zur Aufheizung der Träger zur Verfügung gestellt werden.
Der Ausgangspunkt für die Synthese der thermosensitiven Polymerträger sind magnetische Kolloide in Form ferromagneti- scher, ferrimagnetischer oder superparamagnetischer Nano- oder Mikropartikel, die eine hohe Magnetisierung aufweisen und sich in einem magnetischen Wechselfeld induktiv aufheizen lassen und vorzugsweise eine Curie-Temperatur von 30 °C bis 100 °C besitzen. Die zu diesem Zweck vorzugsweise verwendete Substanz ist Magnetit (Fe304) oder γ-Fe203. Die Herstellung solcher Kolloide wird in der Literatur hinlänglich beschrieben. Zur Herstellung von Magnetit oder γ-Fe203 wird durchweg von Eisen(III)- und Eisen(II) -Salzlösungen mit variierenden molaren Verhältnissen (0,5:1, 2:1, bis 4:1) ausgegangen, die anschließend durch Zugabe von Basen oder durch Hitzezufuhr in entsprechend kolloidale Magnetdispersionen („Magnetkolloide") überführt werden. Um eine besonders durch die van-der-Waalsλsehen Kräfte bedingte Agglomeration der feinen Magnetpartikel zu verhindern, können oberflächenaktive Stoffe (Tenside, Emulgatoren, Stabilisatoren) zugesetzt werden, die ein Absetzen des Kolloids in einer wäßrigen Dispersion praktisch verhindern. Diese stabilisierten kolloidalen Dispersionen sind auch unter der Bezeichnung „Ferrofluide" bekannt und werden kommerziell angeboten (Ferrofluidics Corp., USA; Advanced Magnetiσs, USA; Taibo Co, Japan; Liquids Research Ltd., Wales; Schering AG, Deutschland) .
Die verwendeten oberfächen aktiven Substanzen sind kationischer-, anionischer oder nicht-ionischer Natur wie z.B.: Ölsäure, Laurylsulfonat, Phosphatester, AlkoholetherSulfate, Alkylarylpolyethersulfate, Alkylarylpolyethersulfonate, Zitrate, Alkylnaphtalensulfonate, Polystyrolsulfonsäure, Polyacrylsäure oder Petroliumsulfonate ( anionische Tensi- de) , Dodecyltrimethylammoniumchlorid ( kationisches Tensid) sowie Nonylphenoxypolyglycidol, Polyvinylalkohol, Kerosin, Alkylaryloxypolyethoxyethanole, Nonylphenol oder Polyethy- lenglykole ( nicht-ionische Tenside) .
Die Teilchengrößen der Magnetkolloide hängen, wie allgemein bekannt, von verschiedenen Versuchsparametern wie z.B. dem Eisensalzverhältnis, der Basenkonzentration, des pH-Wertes sowie der Temperatur ab.
Die für die erfindungsgemäße Verwendung geeigneten Magnet- kolloide weisen eine Teilchengröße von 5-800 im, vorzugsweise eine solche von 10-200 nm auf, wodurch gewährleistet ist, daß die Magnetkolloide bei der anschließenden Einkapselung in die Polymermatrix in kolloiddisperser Form vorliegen. Durch gezielte Zudosierung entsprechender Mengen des betreffenden Kolloids lassen sich die magnetischen Eigenschaften und daraus folgend die Aufheizeigenschaften des Polymerträger gezielt steuern.
Die Konzentrationen der Magnetkolloide im Monomer- bzw. Polymeransatz betragen in der Regel 10 bis 40 Vol. %, wobei der Feststoffgehalt der MagnetSubstanz, bezogen auf die Polymerphase, im allgemeinen 5 bis 40 Gew. -%, vorzugsweise 10 bis 30 % beträgt.
Neben den magnetischen Kolloiden können alternativ auch metallische Kolloide in die Polymermatrix eingekapselt werden. Grundsätzlich sind hierfür alle metallischen Werkstoffe in kolloidaler- bzw. fein dispersiver Form geeignet, die sich in einem hochfrequenten Weσhselfeld induktiv aufheizen lassen. Da die physiologischen Applikationen bei den erfin-
dungsgemäßen Mitteln einen wesentlichen Aspekt darstellen, werden bevorzugt solche induktiv aufheizbaren Metallkolloide eingesetzt, die physiologisch unbedenklich und/oder chemisch-physikalisch inert sind. Hierzu zählen die Metalle der Gruppe 8 bis 11 (IUPAC Bezeichnung 1986, d.h. Fe, Co, Ni, Cu und höhere Homologe), wobei bevorzugt Gold-, Silber-, Palladium- und Platin-Kolloide oder entsprechende Pulver wegen ihrer Biokompatibilität zum Einsatz gelangen. Die für die erfindungsgemäßen Mittel eingesetzten Metallkolloide weisen in der Regel eine Partikelgröße zwischen 5 und 200 im auf. Die Herstellung solcher Kolloide, die seit langem wegen ihrer speziellen Absorptionseigenschaften im sichtbaren Bereich in der Bioanalytik zur Bestimmung von Proteinen und Nukleinsäuren eingesetzt werden, hier vor allem die Goldkolloide, sind aus dem Stand der Technik hinlänglich bekannt und die Metallkolloide oder -Pulver werden darüber hinaus auch vielfältig kommerziell angeboten. Sie werden, wie dem Fachmann auf diesem Gebiet geläufig, durchweg durch Reduktion der entsprechenden Metallsalze oder durch Metallsprühverfahren gewonnen.
Für die erfindungsgemäßen Mittel und Verfahren können sowohl die Metallkolloide als auch die entsprechenden Pulver eingesetzt werden, die dem Polymeransatz in der gewünschten Konzentration zugemischt werden. Der Metallanteil in dem Polymeren bzw. in den Partikeln beträgt in der Regel zwischen 5 und 40 Gew.-%.
Nach der Zugabe der Kolloide ist es oft von Vorteil, die Magnetkolloid-Polymermischung kurzzeitig mit Hilfe eines Ultraschallfingers oder in einem Ultraschallbad zu beschallen, um eine feine Dispersion des Kolloides zu erreichen. Durch die feindisperse Verteilung des Kolloids ist später eine entsprechend homogene Wärmeverteilung in der Polymermatrix möglich, die ihrerseits eine kontinuierliche Freisetzung der eingekapselten Wirksubstanz gewährleistet.
Als thermosensitive Substanzen mit hoher Biokompatibilität kommen Polyethylenoxide, Polylactide, Polyglycolide, Poly- saccharide, Polysaccharid-Derivate, Polyaminosäuren, Poly- ether, Chitosan, Polyvinylalkohol, Alginat, Gelatine oder Copolymere oder Blockcopolymere dieser Substanzen zum Einsatz. Zur Herstellung der thermosensitiven Polymeren kommen je nach Polymerart folgende Verfahren zum Einsatz:
a) Ringöffnende Polymerisation b) Suspensionspräzipitation c) Suspensionsvernetzungsverfahren d) Ionische Vernetzung in Suspension e) Aussalz-Emulsionsverfahren f) Solvent-Evapora ionsverfahren
Diese Verfahren nach dem Stand der Technik sind allgemein bekannt und werden im folgenden in Kontext mit den erfind- gungsgemäßen Polymeren kurz erläutert.
Mikropartikuläre Pharmakaträger auf Poly(lactid) - und Po- ly(laσtid-co-glycolid) -Basis können nach den bekannten Verfahren, so z.B. Solvent-Evaporations-, Phasenseparations- oder Sprühverfahren oder der Aussalztechnik, hergestellt werden. Das grundlegende Prinzip dieser Verfahrensweise ist die Verwendung wasserlöslicher organischer Lösungsmittel, z.B. Aceton, die in einer mit einem Salz gesättigten wäßrigen Phase emulgiert werden. Beim Solvent-Evaporationsver- fahren geht man vorzugsweise von einer wäßrigen Lösung des einzukapselnden Wirkstoffes aus, der anschließend in der Polymerphase dispergiert wird. Alternativ können die Wirkstoffe auch direkt in der Polymerphase dispergiert . Durch anschließende Zugabe von Nichtlösemitteln - vorzugsweise Pflanzen- oder Mineralöle - wird der Polymerträger an der Grenzphase ausgefällt. Als Lösungsmittel für die Polymeren werden vorzugsweise Aceton, Benzol und Methylenchlorid oder Chloroform für die Poly(lactid-co-glycolid) -Copolymeren
verwendet. Zur besseren Stabilisierung der Kolloide können 0,1 bis lMol % (bezogen auf das Polymere) Proteine wie z.B. Serum Albumin oder synthetische Polymere, Polyvinylalkohol oder Polyvinylpyrrolidon zugesetzt werden.
Für die Synthese der erfindungsgemäßen magnetischen Träger werden der Polymerphase in der Regel 5 bis 40 Vol%, vorzugsweise 20-40 %, eines Ferrofluides auf organischer Basis zugesetzt. Ein weiterer Vorzug der Polymeren auf Po- ly(lactid) -Basis ist ihre Bioabbaubarkeit über Monate hinweg, wobei das Polymere innerhalb von Monaten hydrolysiert und die Hydrolysatβ anschließend metabolisiert werden.
Eine weitere Gruppe thermosensitiver, biokompatibler Polymerträger leitet sich von Poly(ethylenglyσol-laσtid- ethylenglycol) -Blockcopolymeren ab. Deren besondere Eigenschaften bestehen darin, oberhalb von ca. 35 °C von einem flüssigen Zustand in einen festen gelartigen Zustand überzugehen. Dieser Phasenübergang kann überraschenderweise dazu genutzt werden, thermosensitive, magnetische Nanoparti- kel herzustellen, indem magnetische Nanopartikel bzw. Magnetkolloide, vorzugsweise mit einer Teilchengröße zwischen 5 und 100 nm, in einer 10 bis 30 %igen wäßrigen Lösung des Polymeren dispergiert und anschließend mit einem Ultraschallfinger 10 bis 120 Sekunden bei Temperaturen <15 °C behandelt werden. Dabei entstehen Magnetpartikel, die mit dem Poly(ethylenglycol-lactid-ethylenglycol) - Blockcopolymeren umhüllt sind und stabile Kolloide bilden. Diese Kolloide können aufgrund ihrer besonderen Gelierungs- eigenschaften für die Behandlung von Tumoren und Metastasen genutzt werden, indem die bei Raumtemperatur niederviskosen Kolloide direkt in das Tumorgewebe eingespritzt werden. Durch die anschließende induktive Erwärmung des Kolloids auf oberhalb Körpertemperatur (>37 °C) tritt eine Verfestigung des Kolloids zu einem Gel ein. Infolge der wärmeinduzierten Gelierung können die blutzuführenden Gefäßsysteme blockiert und das weitere Tumorwachstum unterdrückt werden.
Mit Hilfe der Suspensionspräzipitation können weitere Polymere hergestellt werden, die die erfindungsgemäßen Kriterien der Biokompatibilität und Thermosensitivität erfüllt. Zu dieser Gruppe zählen solche Polymere, die in einem bestimmten Lösungsmittel nur in der Hitze löslich sind, beim Abkühlen des Lösungsmittels jedoch ausfallen. Polymer- Lösungsmittelsysteme zur Herstellung der entsprechenden Polymere, die für diese Syntheseteehnologie in Frage kommen, sind folgende, die Erfindung in keiner Weise einschränkende Beispiele: Polyvinylalkohol-Dimethylfo__mamid, Polyvinylal- kohol-Ethylenglykol, Gelatine-Wasser, Agarose-Wasser, Cel- lulosetributyrat- Ethanol, Celluloseaσetatbutyrat-Methanol, Celluloseacetatbutyrat-Toluol, Stärke-Wasser, Cellulose- ZnCl2-Lösung, Kollagen-Wasser.
Um zu sphärischen Partikeln zu gelangen, werden die bei höheren Temperaturen gelösten Polymeren in einer nicht mit der Polymerphase mischbaren organischen Phase dispergiert . Pflanzenöle oder Mineralöle, die in der Regel eine Viskosität zwischen 40 und 400 cp aufweisen, sind dafür bevorzugt geeignet. Beim anschließenden Abkühlungsprozess auf Raumtemperatur bzw. Temperaturen <40 °C fallen diese Polymeren als sphärische Partikel aus.
Durch Zumischen magnetischer Kolloide bzw. Ferrofluide, die mit der Polymerphase stabile Dispersionen bilden, sowie Wirkstoffen, z.B. in Form von Zytostatika, werden magnetische Wirkstoffträger erhalten.
Durch die magnetfeldinduzierte Erwärmung dieser Polymerträger kommt es zu einem ausgeprägten Aufquellungsprozess, der eine konzentrierte Freisetzung der eingekapselten Pharmaka zur Folge hat. Die Freisetzungskinetik ist dabei sowohl abhängig von der Molmasse des Polymeren als auch von dem Magnetkolloid-Gehalt, der direkten Einfluß auf die erreichbare Erwärmung ausübt. In der Regel nimmt die Quellfähigkeit
mit fallender Molmasse zu und demzufolge steigen auch die Freisetzungsraten der inkorporierten Wirkstoffe.
Für die Synthese der Polymerträger mittels des Suspensions- fällungsverfahrens werden bevorzugt 1 bis 15 %ige Polymerlösungen verwendet. Die Konzentrationen an zugesetztem Magnetkolloid beträgt in der Regel 10 bis 40 Vol%, bezogen auf die Polymerphase. Als inkorporierbare Wirkstoffe kommen solche Substanzen in Frage, die mit den Polymerphasen stabile, homogene, d.h. nicht agglomerierende kolloidale Dispersionen ausbilden. Hierfür sind z.B. Plasmide, Peptide, Nukleinsäuren, Oligosaccharide oder Zytostatika wie z.B. Ifosfamid, Melphalan, Cyclophosphamid, Chlorambucil, Cis- platin oder Methotrexat geeignet.
Zur Verbesserung der Qualität der Suspensionen und Teilchengeometrien (Kugelform) hat sich für alle erfindungsgemäßen Polymerträger als vorteilhaft herausgestellt, den Öl- phasen mindestens eine, in der Regel aber nicht mehr als drei oberflächenaktive Substanzen zuzugeben. Beispiele für solche, die Erfindung nicht einschränkende Zusätze sind: Polyoxyethylenaddukte, Alkylsulfosucσinate, Polyoxyethylen- sorbitolester, Polyethylen-propylenoxid- Blockcopolymere, Alkylphenoxypolyethoxyethanole, Fettalkoholglycolether- Phosphorsäureester, Sorbitan-Fettsäureester, Sucrosestea- rat-Palmitatester, Fettalkoholpolyethylenglykolether, Poly- glycerinester, Polyoxyethylenalkohole, Polyoxyethylensorbi- tan-Fettsäurester und/oder Polyoxyethylensäuren. Substanzen dieser Art sind u.a. auch unter der Warenbezeichnung Ho- staphat, Isofol, Synperonic, Span, Tween, Brij, Aerosol OT, Hypermer, Myrj, Triton, Arlacel, Dehymuls, Eumulgin, Renex, Lameform, Pluronic oder Tetronic im Handel erhältlich. Zur Größenkontrolle der beim Suspensionsprozess gebildeten Polymertröpfchengröße, die unterhalb von (<1 um) liegen sollte, werden der Ölphase 0,05 - 15 Gew.-%, vorzugsweise 0,5 - 5 Gew.-?s, eines oder mehrerer Tenside zugegeben.
Die Teilchengrößen von (<1 um) sind vor allem für eine biomedizinische in vivo Applikation geeignet, da sie die Gewe- begängigkeit für diese Anwendungen nachhaltig unterstützen. Partikel mit einer Größe von 20-200 um finden vorzugsweise Anwendung als Kontrastmittel in der NMR-Diagnostik sowie als Porogene zur Erzeugung einstellbarer Porenweiten in Membranen. Partikel mit einer Größe von 200-800 nm werden dagegen besonders als Medikamentendepot zur gezielten Applikation von Wirksubstanzen z.B. in Form therapeutischer, diagnostischer oder prophylaktischer Agenzien verwendet.
Der Suspensionsvorgang wird üblicherweise mit Hilfe eines konventionellen Rührers oder eines Dispergierwerkzeuges bewerkstelligt. Teilchengrößen im Bereich von 10-500 um sind mit Propellerrührer mit Rührgeschwindigkeiten zwischen 600 und 1500 U/min, Teilchengrößen von <10 μm sind in der Regel durch Rührgeschwindigkeiten von >1500 U/min realisierbar. Dagegen kommen für Teilchengrößen <1 μm nur Dispergierwerk- zeuge mit Rührgeschwindigkeiten von >5000 U/min. in Frage. Für diese Zwecke gelangen vor allem Rührwerkzeuge, die nach den Rotor-Stator-Prinzip funktionieren, zur Anwendung. Bei diesen hohen Rührgeschwindigkeiten ist die Herstellung der Dispersionen vorzugsweise unter Argon- oder Stickstoffatmo- sphäre oder im Vakuum durchzuführen, um das Einbringen von Luft, die die Suspensionsqualität negativ beeinflusst, wei- testgehend auszuschalten.
Auf die Verwendung von Ölen als Suspensionsmedium kann in einem weiteren erfindungsgemäßen Verfahrensansatz gänzlich verzichtet werden, in dem von (Meth)acrylat-substituierten Dextranen ausgegangen wird, die anschließend in einer Poly- ethylenglykol-Phase suspendiert werden. Durch Variation des Verhältnisses Dextran zu Polyethylenglykol kann man, wie aus dem Stand der Technik bekannt (Stenekes et al. Pharm. Res., Vol. 15, 557, 1998), die Größe der sich bildenden Po- lymerteilσhen variieren. In der Regel werden die Teilchen-
großen bei Polyethylenglykol/Dextran-Volumenverhälnissen von <40 zu größeren Partikeln (>10 μm) verschoben. Durch weitere Variationen u.a. des Substitutionsgrades, der Acry- lat-Substituenten (z.B. Hydroxyethylmethacrylat, Glycidyl- methacrlylat) sowie der Molmassen der verwendeten Phasen (Polyethylenglykol, Dextran) kann eine breite Palette verschiedener Polymerträger gewonnen werden. Nach Einkapselung entsprechender Magnetkolloide, wie sie oben beschrieben sind, und Einkapselung bestimmter Wirkstoffe (Peptide, Plasmide z.B.) können die Träger mit Hilfe der magnetfeldinduzierten Erwärmung innerhalb von 5 Minuten zu einer gezielten und konzentrierten Wirkstofffreigäbe stimuliert werden.
Eine weitere Gruppe biokompatibler und thermosensitiver Trägermedien im Sinne der Erfindung leitet sich von den Li- posomen ab. Liposome sind synthetisch hergestellte kugelförmige Hohlkörper (Vesikel), die aus einer Lipidsσhicht oder Lipid-Doppelschicht bestehenden Membran umhüllt sind. Die Biokompatibilität ist dadurch gegeben, dass die die Membran konstituierenden Lipide überwiegend aus Bestandteilen natürlicher Zellmembranen bestehen. Aufgrund der Vesi- kel-Struktur sind die Liposome besonders gut geeignet, durch Einkapselung von Pharmaka oder anderen bioaktiven Substanzen wie Peptiden oder Nukleinsäuren als Wirkstoffträger zu fungieren. Durch Einkapselung magnetischer Kolloide bzw. Ferrofluide in die Vesikel sowie durch Kombination bestimmter Lipide konnte überraschenderweise gezeigt werden, dass thermosensitive magnetische Liposome gebildet werden, die mit Hilfe der oben erläuterten Magnetfeldinduk- tion auf Temperaturen oberhalb von 37 °C erwärmt werden können. Als Lipide kommen grundsätzlich alle natürlichen Lipide wie z.B. Phosphatidylcholin, Phosphatidylsäure, Cho- lesterin, Phosphatidylethanolamin, Monosialoganglioside, Phosphatidylinosit, Phosphatidylserin und Sphingomyelin in Frage. Wie allgemein bekannt lassen sich die Lipid-
Zusammensetzungen sowohl in bezug auf das Verhältnis untereinander als auch hinsichtlich der Konzentration in bestimmten Grenzen variieren. Beispiele für derartige Zusammensetzungen sind: Phosphatidylcholin : Cholesterin : Mono- sialoganglioside: 2 : 1 : 0,14; Sphingomyelin : Monosialo- ganglioside 1 : 0,07; Sphingomyelin : Cholesterin : Mono- sialoganglioside 2 : 1: 0,13; Sphingomyelin : Phosphatidylcholin : Cholesterin: 1 : 1 :1; Phosphatidylcholin : Cholesterin : Phosphatidylethanolamin: 1 : 1 : 0,2. Vor allem durch Substitution mit solchen Lipiden, die die Membrankonformation stabilisieren wie z.B. Sphingomyelin kann die Phagozytose um 90 % verringert werden. Auch mit Polyethy- lengylkol(PEG) -substituierten (pegylierten) Lipiden, PEG- Phosphatidylethanolamin z.B., kann ein analoger Effekt erzielt werden. Die molaren Verhältnisse der biokompatibili- tätssteigernden Substituenten zu den übrigen Lipiden liegen bevorzugt zwischen 0,1 und 0,4.
Zur Herstellung von Magnetliposomen wird ein aus dem Stand der Technik bekanntes Dialyse-Verfahren (M. De Cuyper et al. Prog. Coll. Poly . Sei. Vol. 82, 353, 1990) verwandt. Dazu wird ein durch Laurinsäure stabilisiertes Ferrofluid in Gegenwart eines unilamellaren Lipid-Vesikels dialysiert. Es konnte nun überraschenderweise gezeigt werden, dass sich durch induktive Aufheizung der Magnetliposome auf Temperaturen >45 °C die lamellare Lipidkonformation in der Weise ändert, dass eingekapselte Wirkstoffe innerhalb von 1 bis 6 Minuten zu >60 % freigesetzt werden. Durch weiteres Aufheizen auf >50 °C bricht die VesikelStruktur gänzlich zusammen, so dass die eingekapselten Wirkstoffe innerhalb einer Minute vollständig freigegeben werden.
Zu den erfindungsgemäßen thermosensitiven und biokompatiblen Mitteln gehört auch die Gruppe der Polyoxyethylene und Polyoxypropylene sowie Copolymere dieser Stoffe mit der allgemeinen Formel HO- (CH -CH_0) - (CH(CH -CH.O) - (CH -CH.0) -H.
Diese auch unter der Bezeichnung Poloxamere oder Pluronic bekannten Polymere weisen einerseits eine hohe Biokompatibilität auf, andererseits weisen sie aufgrund ihrer starken Neigung Wasserstoffbrücken auszubilden eine ausgeprägte Thermosensitivität auf. Durch gezielte Copolymerisation oder Blockσopolymerisation aus Polyoxyethylen und Polyoxy- propylen lassen sich die kritischen Phasenübergangstempera- turen im Bereich von 20 bis 70 °C so einstellen, dass mit steigendem hydrophilen Polyoxyethylen-Anteil (i.d.R. >50Mol %) der Phasenübergang auf Temperaturen >40 °C verschoben werden kann. Eine Alternative zur Beeinflussung der Phasenübergangstemperatur besteht in der Zugabe von Polyhy- droxyverbindungen wie beispielsweise Sorbit, Sucrose oder Glycerin. Diese Verbindungen verschieben den Gelierungs- punkt zu tieferen Temperaturen (<40 °C) , wohingegen Säuren oder Salze wie z.B. NaCl, Na2S03, Na2S04, KC1 den Phasenübergang zu höheren Temperaturen verschieben (>45 °C) .
Durch Kombination der Polyoxyethylene und Polyoxypropylene mit Di- oder Triaminen, wie z.B. Ethylendiamin, ergibt sich eine weitere Gruppe thermosensitiver, biokompatibler Polymere der allgemeinen Formel: [(R1R2) (R1R2)]=X= [(R1R2) (R1R2)], die auch unter der Bezeichnung Poloxamine bekannt sind. Dabei bedeuten Rl und R2 einen Polyoxyethylen- oder Polyoxy- propylen-Rest und X ein polyfunktionelles Amin. Die Synthesen solcher Copolymeren sind aus dem Stand der Technik allgemein bekannt.
Die Herstellung magnetischer Mikro- oder Nanopartikel konnte überraschenderweise dadurch erreicht werden, dass den wäßrigen Lösungen dieser Polymeren bzw. Copolymeren bis zu 40Vol.- % eines Ferrofluides auf Wasserbasis zugemisσht werden. Die Mischungen werden sodann in einer mit der Poly- merphase nicht mischbaren organischen Phase - vorzugsweise Öle mit einer Viskosität von 40 bis 120 cp - unter Zugabe von 0,1 bis 2 Mol % eines bi- oder trifunktionellen Vernet-
zers suspendiert, der in der Lage ist, die endständigen Hydroxylgruppen zu vernetzen. Beispiele hierfür sind: Cya- nurchlorid, Diisocyanate, Epichlorhydrin, Dihalogenide, Carbonyldiimidazol Das mechanische Suspendieren dieser Mischungen kann wahlweise mit einem herkömmlichen Rührer oder, zur Erzielung von Nanopartikeln, vorteilhaft mit einem Dispergierwerkzeug (z.B. T25 Ultraturrax, IKA, BRD) unter Anwendungen einer Rührgeschwindigkeit >10.000 U/min durchgeführt werden. Das Volumenverhältnis Polymer- zu Suspensionsphase beträgt in der Regel 0,03 bis 0,1.
Thermosensitive und biokompatible Polymerträger können überraschenderweise auch dadurch hergestellt werden, dass in wäßrigen Phasen gelöste positiv oder negativ geladener Polymere in organischer Phase suspendiert und durch anschließende Zugabe entgegengesetzt geladener Substanzen zu diskreten sphärischen Polymerteilσhen verfestigt werden. Die Erfindung in keiner Weise einschränkende Beispiele hierfür sind Alginate, Chitosan, Nukleinsäuren, Proteine Polyaminosäuren. Dazu werden die Polymeren zunächst in eine 1 bis 10 Gew.-ssige wäßrige Lösung überführt. Während der anschließenden Suspension in einer mit Wasser nicht mischbaren Phase (z.B. Pflanzen- oder Siliconöle oder chlorierte Kohlenwasserstoffe, Verhältnis Polymerphase/ kontinuierliche Phase: 0,025-0,15) werden durch Zugabe entgegengesetzt geladener Substanzen die gelösten Polymeren zu sphärischen Partikeln vernetzt. Beispiele für solche vernetzend wirkenden Substanzen sind zweiwertige Salze wie z.B. Kalziumσhlo- rid bei Alginaten, Nukleinsäuren und Polyaminosäuren oder Polyphosphate bei Chitosan.
Für die Synthese magnetischer Träger werden den Polymerlösungen Ferrofluide auf Wasserbasis zugesetzt, die mit der Polymerphase stabile, kolloiddisperse Lösungen zu bilden in der Lage sind.
Überraschenderweise können darüber hinaus auch positiv geladene Amine wie z.B. Spermin, Spermidin und Protamin, die in den Zellen vorkommenden und die DNA umhüllen, zur Herstellung sphärischer Magnetpartikel herangezogen werden. Ein bevorzugter Syntheseweg dieser Partikel geht dabei von einer 0,5 bis 10 %igen Nukleinsäure-Pufferlösung (pH >8,4) aus. Der Lösung werden 10 bis 40 Vol.- % eines Ferrofluids auf Wasserbasis sowie wahlweise ein wasserlösliches Pharma- kon oder bioaktive Substanz zugesetzt. Dieser Ansatz wird in einer mit Wasser nicht-mischbaren Phase, vorzugsweise bestehend aus Ölen mit einer Viskosität von 60 bis 100 cp, unter Rühren suspendiert. Während des Suspensionsvorganges werden unter Zugabe von 0,1 bis 3 Mol %, bezogen auf den Nukleinsäuregehalt, die entsprechenden Amine zugesetzt, die die Nukleinsäure-Suspension zu sphärischen Partikeln verfestigen. Es fallen je nach Rührbedingungen und Nukleinsäure- Konzentrationen Partikel mit einer Größe zwischen 0,3 und 20 μm an, wobei in der Regel die Teilchengrößen mit steigender Rührgeschwindigkeit (>3000 U/min) und fallender Nu- kleinsäure-Konzentration (<5 %) in den Nanometer-Bereich hin verschoben werden. Durch Zugabe von 0,l-5Gew.-s& (bezogen auf den Nukleinsäure-Anteil) einer bioaktiven, vorzugsweise neutralen Wirksubstanz zu den Nukleinsäure-Lösungen lassen sich Pharmakaträger herstellen, die mit einer Induktionsspule (15 kA/m, 0,3 MHz, 4,4 kW) innerhalb von 1 bis 5 Minuten so aufgeheizt werden, dass die eingekapselte Wirksubstanz aufgrund des partiellen Aufquelleffektes des Nu- kleinsäure-Trägers innerhalb der Aufheizperiode bis zu 70 % freigesetzt wird.
Neben der magnetfeldinduzierten Freigabe eingekapselter Pharmaka oder bioaktiver Substanzen bieten die erfindungsgemäßen Mittel die Möglichkeit, bioaffine Liganden wie Antikörper, Zellrezeptoren, Anti-Zellrezeptor-Antikörper, Nukleinsäuren, Oligosaccharide, Lektine und Antigene an die Polymerträger zu koppeln, mit denen sich die thermosensiti-
ven Träger an bestimmte Zielsubstanzen wie Zellen, Biomoleküle, Viren, Bakterien oder Gewebekompartimente binden lassen bzw. sich an diese Zielorgane gemäß dem bekannten Affinitätsprinzip selektiv anlagern. So lassen sich die Polymerträger durch Ankopplung solcher Antikörpern, die gegen die Zelloberflächenstrukturen wie z.B. CD2, CD3, CD4, CD8, CD19, CD14, CD15, CD34 und CD45 („cluster of differentiati- on") gerichtet sind, spezifisch an T-Zellen, B-Lymphozyten, Monozyten, Granulozyten, Stammzellen und Leukozyten anlagern. Für die zielgerichtete Applikation mittels liganden- gekoppelter Polymerträger kommen vor allem die erfindungs- gemäßen Mittel in Frage, die über funktionelle Gruppen in Form von Carboxyl-, Hydroxyl- oder Aminogruppen verfügen. Beispiele hier für sind die Polysaccharide, Polyvinylalko- hol, Gelatine, Alginate und Polylactide.
Durch Kopplung solcher Antikörper bzw. Antikörper-Fragmente, die gegen ein Tumorzellantigen gerichtet sind, ist zunächst die Voraussetzung geschaffen, die Polymerträger zielgerichtet im Tumorgewebe zu konzentrieren bzw. an die Tumorzellen anzulagern. Beispiele für solche, die Erfindung jedoch nicht einschränkende Tumormarker bzw. -Antigene sind: tumorassoziiertes Transplantationsantigen (TATA) , On- kofetales Antigen, tumorspezifisches Transplantationsantigen (TSTA) , p53-Protein, carzinoembryonales Antigen (CEA) , Melanom-Antigene (MAGE-1, MAGE-B2, DAM-6, DAM-10), Mucin (MUCl), humaner Epidermis Rezeptor (HER-2), alpha- Fetoprotein (AFP), Helicose-Antigen (HAGE), humanes Papil- loma Virus (HPV-E7), Caspase-8 (CASP-8), CD3, CD10, CD20, CD28, CD30, CD25, CD64, Interleukin-2, Interleukin-9, Mam- ma-CA-Antigen, Prostata-spezifisches Antigen (PSA) , GD2- Antigen, Melanocortin-Rezeptor (MCIR), 138H11-Antigen. Die entsprechenden Antikörper können dabei wahlweise als mo- noklonale oder polyklonale Antikörper, als Antikörper- Fragmente (Fab, F(ab 2), als Einzelkettenmoleküle (scFv),
als „Diabodies", „Triabodies", „Minibodies" oder bispezifische Antikörper eingesetzt werden.
Zur parallelen Behandlung der Tumore werden die aus der Krebstherapie bekannten Antitumormittel bzw. Zytostatika in die Polymerpartikel eingekapselt. Beispiele hierfür sind: Methotrexat, Cis-Platin, Cyclophosphamid, Chlorambucil, Busulfan, Fluorouracil, Doxorubicin, Ftorafur oder Konjugate dieser Substanzen mit Proteinen, Peptiden, Antikörpern oder Antikörperfragmenten. Konjugate dieser Art sind aus dem Stand der Technik bekannt: „Monoclonal Antibodies and Can- cer Therapy", UCLA Symposia on Molecular and Cellular Bio- logy, Reisfeld und Seil, Hrsg., Alan R. Riss, Inc., New York, 1985.
Für die kovalenten Anbindung der Bio- bzw. Affinitätsliganden oder Rezeptoren an die Polymerträger werden die bekannten Methoden zur Kopplung bioaktiver Substanzen wie Proteine, Peptide, Oligosaccharide oder Nukleinsäuren an feste Träger genutzt. Kopplungsagenzien, die hier zum Einsatz gelangen, sind z.B.: Tresylchlorid, Tosylchlorid, Bromcyan, Carbodiimide, Epichlorhydrin, Diisocyanat, Diisothiocyana- te, 2-Fluor-l-methyl-pyridinium-toluol-4-sulfonat, 1,4- Butandiol-diglycidyläther, N-Hydroxysuccinimid, Chlorcarbo- nat, Isonitril, Hydrazid, Glutaraldehyd, 1,1', -Carbonyl- dii idazol. Darüber hinaus lassen sich die Bioliganden auch über reaktive heterobifunktionelle Verbindungen, die sowohl mit den funktioneilen Gruppen der Matrix (Carboxyl-, Hydro- xyl-, Sulfhydryl-, Aminogruppen) als auch mit dem Bioliganden eine chemische Bindung eingehen können, koppeln. Beispiele im Sinne der Erfindung sind: Succinimidyl-4- (N- maleiimido-methyl) -cyclohexan-1-carboxylat, 4-Succinimidyl- oxycarbonyl- - (2-pyridyldithio) toluol, Succinimidyl-4- (p- maleimidophenyl)butyrat, N-γ-Maleimidobutyryloxysuccinimid- ester, 3- (2-Pyridyldithio)propionylhydrazid, Sulfosuccin-
imidyl-2- (p-azidosalicylamido)ethyl-l,3 '-dithiopropionat . Ein Fachmann auf diesem Gebiet kann diese Kopplungsagenzien jeder Zeit entsprechend den Angaben in „G.T. Hermanson, „Bioconjugate Techniques", Academic Press, San Diego, 1996 nutzen.
Die Erfindung wird in den nachfolgenden beschreibenden, aber nicht einschränkenden Beispielen näher erläuter . Die Teilchengrößen wurden durch Streulicht/Laserbeugung mit einem Malvern MasterSizer 2000 (Malvern Instruments, BRD) bestimmt.
Beispiel 1
2,8 g Polyvinylalkohol, Molmasse 204 kDa, werden in 18 ml Ethylenglykol bei 120 °C gelöst. Nachdem die Lösung auf 80 °C heruntergekühlt ist, werden der Lösung 5 ml eines mit Laurinsäure stabilisierten Ferrofluides zugesetzt. Es folgt eine fünfminütige Behandlung im Ultraschallbad. Danach läßt man die Dispersion auf 65 °C herunter kühlen. Nachdem 50 mg Melphalan in der Polymerphase gelöst wurden, wird die Mischung in 100 ml auf 70 °C vorgeheiztem Pflanzenöl (Viskosität 84 cp), in dem 1,5 Vol% Pluronic 6200, 0,8 Vol% Dehymuls HRE und 2Vol% Tween 85 gelöst sind, unter Rühren (2000 U/min) suspendiert. Während des Suspensionsvorganges wird das Rührgefäß mit Eis heruntergekühlt. Nach ca. 3 Minuten fallen die Polymere als perlförmige Teilchen aus. Es wird 15 Minuten weitergerührt. Danach werden 100 ml Petrolether zugefügt und die magnetische Teilσhenfraktion mit Hilfe eines Handmagneten abgetrennt. Es wird lOmal abwechselnd mit Petrolether und Methanol nachgewaschen. Nach Trocknung im Vakuum bis zur Gewichtskonstanz fallen Magnetpartikel mit einer mittleren Teilchengröße von 12 μm an.
Die Pharmakaträger können u.a. zur Behandlung von Mammakar- zinomen eingesetzt werden.
Beispiel 2
500 mg eines analog der Vorschrift von B. Jeong et al., Colloid Surfaces B Biointerfaces Vol. 16, 185, 1999, hergestellten Triblockcopolymeren, bestehend aus Poly(ethylenglycol-laσtid-ethylenglycol) (Mw: 11.8 KDa) , werden in 4 ml 0,1 M Na-Phosphat-Puffer, pH 7,4, gelöst und anschließend 5 Min. bei 15 °C in einem Ultraschallbad beschallt. Zu dieser Lösung werden 100 mg Kobalt-Ferrit- Pulver (CoFe204, mittlere Teilchengröße 259 nm) , das aus CoCl2 und FeCl3 hergestellt vmrde, zugegeben. Die Dispersion wird sodann unter Eiskühlung mit Hilfe eines Hochleistungs- ultraschallfinger (Fa. Dr. Hielscher, 80 % Amplitude) dreimal für 50 Sek. unter Eiskühlung und Stickstoffatmosphäre beschallt. Es entsteht ein stabiles Kolloid mit einer mittleren Teilchengröße von 645 nm.
Beispiel 3
Magnetische Chitosan Nanopartikel werden durch ionische Gelierung von Chitosan mit Na-Tripolyphosphat hergestellt. 3,5 ml einer 0,6 %igen Chitosan-Glutamat-Lösung (MW: 205 kDa) werden in doppelt destilliertem und entgastem Wasser, dessen pH auf 5,5 eingestellt wurde, mit 1,5 ml einer nach Shinkai et al., Biocatalysis, Vol. 5, 61, 1991, hergestellten wäßrigen Magnet-Kolloid-Lösung (mittlere Teilchengröße 26 nm) versetzt. Zu dieser Dispersion werden 2,8 ml einer 0,084 %igen Na-Tripolyphosphat Lösung, in der 3 mg/ml Gona- dotropin gelöst sind, unter starkem Rühren (4500 U/min) tropfenweise zupipettiert . Nach zweiminütigem Rühren werden die Magnetteilchen auf eine mit Stahlwolle dichtgepackte Glassäule (Füllvolumen: ca. 4 ml; Innendurchmesser: 0,5 cm) , die von einem 3 cm langen ringförmigen Neodym-Bor- Eisen-Magneten umgeben ist, aufgegeben. Man läßt die Mischung langsam (0,5 ml/Min.) durchtropfen. Nach dem Durchlauf wird zehnmal mit ca. 20 ml 30 ti ern Ethanol nachgewaschen. Dem schließt sich fünfmaliges Waschen mit 0,1 M Na- Phosphat-Puffer, pH 7.2, an, gefolgt von zehnmaligem Wa-
sehen mit bidest. Wasser. Die magnetische Polymerfraktion auf der Säule wird sodann nach Wegnahme des Magneten mit 10 ml bidest. Wasser eluiert. Das gewonnene Eluat wird anschließend gefriergetrocknet .
Es fallen Teilchen mit einer mittleren Größe von 672 nm an. Die Pharmakaträger können nach entsprechender Dispersion in physiologischer Kochsalzlösung zur Hormonbehandlung eingesetzt werden.
Beispiel 4
Eine 2,8 Gew.-ssige Gelatine-Lösung wird durch Erwärmen auf 90 °C in 1,5 ml 0,05 M Na-Phosphat-Puffer, pH 7,4, hergestellt. Danach wird die Lösung auf 40 °C gebracht und zunächst werden 0,5 ml Ferrofluid EMG 507 (Fa. FerroTec, USA) zugegeben. Die Dispersion wird danach 2 Minuten bei 40 °C im Ultraschallbad behandelt. 1 ml auf 40 °C erwärmte 0,05 M Na-Phosphat-Puffer-Lösung, pH 7,4, in der 0,25 % Human Insulin (Fa. Sigma) sowie 0,5 % Polyvinylalkohol (Mw: 22 kDa) gelöst sind, wird zu der Gelatine-Ferrofluid-Dispersion zugegeben. Die resultierende Mischung wird in 80 ml, auf 40 °C vorgewärmtes Pflanzenöl (Viskosität 84 cp) , in dem 0.8Vol% Pluronic L61, 0.8Vol% Tetroniσ 1101 und 2.5Vol% Dehymuls FCE gelöst sind, gegeben und bei 12.000 U/min mit Hilfe eines Dispergierwerkzeuges (T25 Ultraturrax, IKA, BRD) unter Stickstoffatmosphäre 2 Minuten homogenisiert. Danach wird die Dispersion mittels Eiskühlung auf <10 °C heruntergekühlt, wobei die Gelatinepartikel ausfallen. Nach Zugabe von 50 ml Petrolether wird die magnetische Fraktion mittels eines Neodym-Bor-Eisen Handmagneten abgetrennt und zehnmal abwechselnd mit Petrolether und Ethanol nachgewaschen. Danach erfolgt fünfmaliges Waschen mit Ξiswasser. Es werden Polymerteilchen mit einer mittleren Größe von 1,4 μm gewonnen.
Beispiel 5
80 mg eines nach einer Vorschrift von Zweers et al. (J. Biomed. Mater. Res. Part B, Vol. 66B, 559, 2002) hergestellten und im Vakuum getrockneten Poly(lactid-co- glycolid)s (Mw 110 kDa), werden in 4 ml Aceton gelöst. Der Lösung werden 1,5 ml des Ferrofluids DKS1S21 (Fa. Liquids Research Ltd., Wales) sowie 8 mg Cyclophosphamid zugefügt. Die Mischung wird anschließend mit Hilfe eines Dispergier- werkzeuges (T25 Ultraturrax, IKA, BRD) bei 20.000 U/min. in 8 ml Wasser, in dem 60 Gew.-% MgCl2 und 2 Gew.-?s Polyvinyl- alkohol (Mw 22 kDa) als Stabilisator gelöst sind, eine Minute bei Raumtemperatur dispergiert . Während des Emulgier- vorganges werden 7,5 ml Wasser zugesetzt und der Rührvorgang wird für 20 Sekunden fortgesetzt. Danach erfolgt die Hochgradientenmagnetfeld-Separation analog Beispiel 3. Nach dem Durchlauf (0,5 ml/Min.) wird zehnmal mit ca. 20 ml bidest. Wasser nachgewaschen. Der auf der Säule retendierte magnetische Polymerträger wird sodann nach Wegnahme des Magneten dreimal mit jeweils 1,5 ml physiologischer Kochsalzlösung eluiert. Es werden Nanopartikel mit einer mittleren Teilchengröße von 483 nm gewonnen. Die eingekapselten für die Tumortherapie einsetzbaren Pharmaka können mit Hilfe eines hochfrequenten Magnetfeldes (10 kA/m, 0,8 MHz, 4,8 kW) innerhalb von 5 Minuten zu >50 % freigesetzt werden.
Beispiel 6
1,5 ml Magnetkolloid (2,2 mM Fe/ l, mittlere Teilchengröße 26 nm) , das nach einer Vorschrift von Shinkai et al., Bio- catalysis, Vol. 5, 61, 1991, hergestellt wurde, werden mit 5 ml einer 0,05 M Na-Carbonat-Pufferlösung, pH 9,5, in der 10 % des Polyoxyethylen-Polyoxypropylen-Copolymeren (Pluro-
gelöst sind, vermischt und 5 Min. in einem Ultraschallbad (500 W) unter Eiskühlung beschallt. In die Mischung wird sodann für 15 Minuten bei 20 °C Stickstoff eingeleitet. Der Dispersion werden sodann 0,5 ml 0,05 M Na- Carbonat-Puffer-Lösung, pH 9,5, in der 1 Gew.-% Somatotro-
pin, 0,5 Gew.-% Inosit und 0,05 Gew.-% Human Serum Albumin gelöst sind, zugefügt. Die Mischung wird weitere zwei Minuten mit Ultraschall behandelt und dann in 50 ml Sesamöl (Viskosität 153 cp) in dem 2,5 Vol% Span 60 und 1,5 VolSs Dehymuls HRE7 gelöst sind, unter Rühren (1200 U/min) und Stickstoffeinleitung bei 20 °C dispergiert. Während des Dispergiervorganges werden 100 μl Divinylsulfon zupipettiert. Die Mischung wird über einen Zeitraum von 2 Stunden weiter gerührt. Separation sowie Wasσhprozesse erfolgen analog Beispiel 3. Nach Gefriertrocknung und Dispersion in physiologischer Kochsalzlösung fallen Polymerträger mit einer mittleren Teilchengröße von 0,767 μm an. Bei der Behandlung der Teilchen in einem magnetischen Wechselfeld (Magnetfeld: 10 kA/m; 0,6 MHz, Spulendurchmesser: 5,5 cm, 8 Windungen) wird ein Entquellungsprozess ausgelöst, der innerhalb von 5 Minuten mehr als45 % des inkorporierten Hormons freisetzt.
Beispiel 7
Magnetliposome werden gemäß den bekannten Verfahren hergestellt. Dazu werden zunächst Magnetit-Magnetkolloide (Durchmesser ca. 15 nm) hergestellt und mit Laurinsaure bei 90 °C stabilisiert. 0,18 ml dieses Kolloides (61 mg Fe304/ml) werden mit 9 ml einer Vesikel Dispersion, die durch Ultraschallbehandlung mittels eines Ultraschallfingers (150 W) einer Phospholipid-Lidocain-Mischung Dimyri- stoylphosphatidylglycerin Na-Salz/Phospha idylethanolamin- Polyethylengycol-biotin/Lidocain (Phospholipid- Konzentration: 8,4μM/mlmolares; Verhältnis 9/1/0,5) erhalten wurde, für 72 h bei 37 °C dialysiert (Spectra/Por Dialyse Röhrchen, Speσtrum edical Industries, Los Angeles, CA, Molmassen-Ausschlußgrenzel2, 000-14, 000) . Der Dialsyse- Puffer (5 mM N-tris [hydroxymethyl]methyl-2- aminoethanesulfonsäure, TES, pH 7.0) wird alle 5 Stunden ausgewechselt. Überschüssige Vesikel werden mittels der Stahlwolle gefüllten Kolonne (s. Beispiel 3) abgetrennt.
Nach der Separation wird die Magne fraktion mehrfach mit 4 ml TES-Puffer nachgewaschen. Danach werden die Magne liposome nach Entfernen des Magneten durch dreimalige Elution mit je 2 ml Puffer-Lösung erhalten. Das molare Verhältnis Phospholipid/ Fe304 beträgt 0.69. Bei der anschließenden Behandlung der Teilchen in einem magnetischen Wechselfeld (Magnetfeld: 10 kA/m; 0,6 MHz, Spulendurchmesser: 5,5 cm, 8 Windungen) wird die vesikuläre Struktur der Liposome innerhalb von 5 Minuten aufgelöst und das eingekapselte Lidocain vollständig freigesetzt. Der Pharmakaträger kann als Lokalanästhetikum verwendet werden.
Beispiel 8
Ein Kobalt-Ferrit-Magnetkolloid (CoFe204) wird aus CoCl2 und FeCl3 hergestellt und in Wasser mit Hilfe eines Hochleistungsultraschallfinger (Fa. Dr. Hielscher, 80 % Amplitude) in Gegenwart von 0,75 % Polyaσrylsäure (Mw: 5,500) 30 Sek. dispergiert. 2 ml des 1,9 mM Fe/ml enthaltenden Kolloides (Teilchengröße 21 nm) werden mit 5 ml zweimal destilliertem und entgastem Wasser, in dem 5 Gew. -% Isopropylcellulose gelöst sind, vermischt. Die Mischung wird für 10 Minuten im Ultraschallbad bei 20 °C beschallt. Danach wird die Mischung in 70 ml auf 70 °C vorgeheiztes Pflanzenöl (Viskosität 134 cp), in dem 1,5 % Tween 80, 2,5 % Pluronic PE 3100 und 2,5 % Span 85 gelöst sind, mit Hilfe eines Rührers (1200 U/min.) dispergiert. Es wird 10 Minuten bei dieser Temperatur weitergerührt. Während dieses Vorganges werden feste Polymerpartikel gebildet. Nach Zugabe von 100 ml Bu- tanol wird die Magnetfraktion mittels eines Handmagneten abgetrennt und mehrfach abwechselnd mit Petrolether und Methanol nachgewaschen. Es werden Magnetpartikel mit einer mittleren Teilchengröße von 16 μm erhalten.
200 mg der so hergestellten Polymerpartikel werden mit 3 ml 3.5 M NaOH und 5 ml Epichlorydrin versetzt und 2 h bei 55 °C unter intensivem Rühren umgesetzt. Danach werden die Magnetpartikel mittels eines Neodym-Eisen-Bor-Magneten ab-
getrennt. Das Produkt wird in ca.10 ml Wasser suspendiert und nochmals magnetisch abgetrennt. Dieser Wasch/Abtrennvorgang wird lOmal wiederholt, gefolgt von einmaligem Waschen mit Aceton. Die aktivierte Magnetpartikelfraktion wird sodann mit 2 ml 0.1 M Borat-Puffer, pH 11.4, der 10 % Hexamethylendiamin enthält, bei 50 °C 2 h umgesetzt. Nach magnetischer Abtrennung wird zehnmal mit Wasser nachgewaschen. Das gewonnene Produkt wird anschließend mit 2 ml 0.1 M K-Phosphat-Puffer, pH 7.0, in dem 12.5 % Glutaraldehyd gelöst sind, für 2 h bei 30 °C zur Reaktion gebracht. Anschließend wird über einen Zeitraum von 30 Minuten zunächst 20mal mit Wasser und dann fünfmal mit 0.1 M Na-Phosphat-Puffer, pH 7.5, nachgewaschen. Durch dreistündige Inkubation von 1,5 ml 0.1 M Na-Phosphat- Puffer, pH 7.5, in dem 0.2 mg CD4 gelöst sind, werden Polymerpartikel gewonnen, die zur Bindung des HIV (human immu- nodeficiency virus) herangezogen werden können. Durch induktive Erwärmung des Virus-Magnetpartikel-Komplexes (4,8 kW, 0,5 MHz) werden innerhalb von 10 Minuten Temperaturen (>60 °C) erreicht, die die Viren abtöten können.