DE4238553A1 - Neue Imidazol-1-yl-Verbindungen enthaltende Arzneimittel - Google Patents
Neue Imidazol-1-yl-Verbindungen enthaltende ArzneimittelInfo
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Description
Die vorliegende Erfindung betrifft die Verwendung von Imi
dazol-1-yl-Verbindungen zur Behandlung von funktionellen gastro
intestinalen Störungen im Bereich der unteren Darmwege, und zur
Herstellung von für diese Behandlung geeigneten Arzneimitteln.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, neue pharmazeu
tische Zubereitungen zur Behandlung von funktionellen Krank
heitssymptomen im Bereich der unteren Darmwege zu entwickeln.
Erfindungsgemäß werden zur Herstellung von pharmazeuti
schen Zubereitungen zur Behandlung von mit erhöhter Schmerzemp
findlichkeit und/oder Anomalien der Stuhlpassage im Colonbe
reich verbundenen funktionellen Störungen der unteren Darmwege
in größeren Säugetieren und Menschen Imidazol-1-yl-Verbindungen
der allgemeinen Formel I,
worin
R1 niederes Alkyl oder Wasserstoff bedeutet,
m für 2 oder 3 steht und
n für 2 oder 3 steht,
und deren physiologisch verträgliche Säureadditionssalze ver wendet.
R1 niederes Alkyl oder Wasserstoff bedeutet,
m für 2 oder 3 steht und
n für 2 oder 3 steht,
und deren physiologisch verträgliche Säureadditionssalze ver wendet.
In den erfindungsgemäß eingesetzten Verbindungen steht in
bevorzugt für 2 und n steht bevorzugt für 3. R1 stellt vorzugs
weise einen niederen Alkylrest dar, welcher geradkettig oder
verzweigt sein kann und 1 bis 4, insbesondere 1 bis 2, Kohlen
stoffatome enthalten kann und bevorzugt Methyl ist.
Die Verbindungen der Formel I besitzen an der Verknüp
fungsstelle des tetracyclischen Ringgerüstes mit der Imidazol-
1-yl-methyl-Seitenkette ein chirales Zentrum, welches jeweils
R- oder S-konfiguriert sein-kann. Erfindungsgemäß können die
einzelnen stereoisomeren Formen der Verbindungen der Formel I
oder deren Gemische verwendet werden.
Als geeignet erweisen sich insbesondere 5,6,9,10-Tetrahy
dro-10-[(2-methyl-1H-imidazol-1-yl)-methyl]-4H-pyrido[3,2,1-
jk]carbazol-11(8H)-one, insbesondere das (S)-5,6,9,10-Tetrahy
dro-10-[(2-methyl-1H-imidazol-1-yl)-methyl]-4H-pyrido[3,2,1-
jk]carbazol-11(8H)-on, und deren physiologisch verträgliche
Säureadditionssalze.
Als physiologisch verträgliche Säureadditionssalze der Ver
bindungen der Formel I eignen sich Salze mit anorganischen Säu
ren, z. B. Halogenwasserstoffsäuren, insbesondere Chlorwasser
stoffsäure, oder Schwefelsäure, oder mit organischen Säuren,
beispielsweise niederen aliphatischen Mono- oder Dicarbonsäuren
wie Essigsäure, Fumarsäure, Weinsäure, Milchsäure, Maleinsäure
oder Zitronensäure, oder aromatischen Carbonsäuren wie z. B.
Salicylsäure, Dibenzoylweinsäure oder Ditoluoylweinsäure, oder
auch Sulfonsäuren wie beispielsweise Niederalkylsulfonsäuren
wie Methansulfonsäure oder gegebenenfalls im Benzolring durch
Halogen oder niederes Alkyl substituierte Benzolsulfonsäuren
wie p-Toluolsulfonsäure.
Die erfindungsgemäß zur Behandlung von funktionellen Stö
rungen der unteren Darmwege eingesetzten Verbindungen fallen
unter den Umfang von in der europäischen Patentanmeldung
Nr. 0297 651 beschriebenen, ein annelliertes Indolgerüst ent
haltenden Verbindungen mit 5-HT-antagonistischen Eigenschaften,
und sind aus dieser Patentanmeldung bekannt. Die Verbindungen
der Formel I können auf an sich bekannte Weise nach den in der
vorgenannten europäischen Patentanmeldung beschriebenen Verfah
ren oder analog zu diesen Verfahren hergestellt werden.
Es wurde nun überraschenderweise gefunden, daß die erfin
dungsgemäß verwendete Gruppe der Verbindungen der Formel I
nicht nur, wie in der vorstehend zitierten europäischen Patent
anmeldung angegeben, für die Behandlung von Erkrankungen im
gastroduodenalen Bereich des Magens und des Zwölffingerdarms,
also für die Behandlung von Dyspepsien und Emesen, geeignet
sind, sondern auch zur Behandlung von Erkrankungen und funktio
nellen Störungen der unteren Darmwege eingesetzt werden können.
Damit ergeben sich unerwartet Möglichkeiten zur Behandlung
von völlig anderen, nicht mit dispeptischen Zuständen in Zusam
menhang stehenden Erkrankungen.
Störungen im Bereich des distalen Dünndarmes sowie erhöhte
Schmerzempfindlichkeit bei physiologischen, verdauungsbedingten
Dehnungen des Colons können zu Motilitätsstörungen führen, wie
sie bei dem sogenannten "irritable bowel Syndrom" (= IBS) beob
achtet werden. Zu den hierbei auftretenden Symptomen können ne
ben viszeralen Schmerzen und Motilitätsstörungen im unteren
Darmbereich auch Störungen des Stuhlgangs, insbesondere anomal
beschleunigte Passage des Stuhls im Colon gehören.
Es wurde nun gefunden, daß die Verbindungen der Formel I
die viszerale Schmerzempfindlichkeit herabsetzen und dadurch
eine durch übersensible Reaktion auf Colon-Dehnung verursachte
Inhibierung der Colonmotilität verhindern können. Zusätzlich
haben die Verbindungen eine verzögernde Wirkung auf die Stuhl
passage durch das Colon, wodurch sie eine anomal beschleunigte
Colonpassage normalisieren können.
Die pharmakologischen Wirkungen der Verbindungen der For
mel I im Bereich der unteren Darmwege lassen sich in pharmako
logischen Standardtests an Tieren nachweisen.
Als Maß für die zur Stuhlausscheidung führende Colonmoti
lität wird die mittlere Verweilzeit im Colon von in dieses ein
geführtem radioaktiv markiertem Material bis zu seiner Aus
scheidung im Kot bestimmt.
Für die Versuche wurden jeweils Gruppen von 8 männlichen
Wistar-Ratten eingesetzt. Unter Ketamin-Anästhesie wurde den
Tieren ein kleines Polyethylenkatheter vom Nacken aus in die
Bauchhöhle eingeführt und von dort aus in das Lumen des proxi
malen Colons 2 cm von der Einmündung des Cökums in das proxi
male Colon entfernt eingeführt.
Durch das Katheter wurde den Tieren je 0,1 ml einer mit
51CR radioaktiv markierten Natriumchromatlösung (= 10 µ C/ml)
injiziert. Dann wurden von dem abgehenden Kot in 1-Stunden-Ab
ständen Proben gesammelt solange, bis keine Radioaktivität mehr
im Kot nachweisbar war. Die in den Kotproben enthaltene Radio
aktivität wurde mit Hilfe eines Gammazählers gemessen. Aus
diesen Messungen wurde die mittlere Verweilzeit des radioaktiv
markierten Materials im Colon berechnet. Diese mittlere Ver
weilzeit kann als Maß für die Geschwindigkeit der Colonpassage
dienen.
Bei einer Kontrolltiergruppe betrug die mittlere Verweil
zeit des 51Cr-markierten Materials im Colon 7,1 Stunden. Sub
kutane Applikation von (S)-5,6,9,10-Tetrahydro-10-[(2-methyl-
1H-imidazol-1-yl)-methyl]-4H-pyrido[3,2,1-jk]carbazol-11(8H)-
on-hydrochlorid in einer Dosis von 1 mg/kg 15 Minuten vor
Applikation des radioaktiv markierten Natriumchromates bewirkte
eine Verlangsamung der Ausscheidung aus dem Colon und führte zu
einer Verlängerung der mittleren Verweilzeit des radioaktiv
markierten Materials im Colon auf 9,8 Stunden. Dies zeigt, daß
die Testsubstanz die zur Kotausscheidung führende Colonaktivi
tät vermindert.
Männliche Wistar-Ratten mit einem Körpergewicht von 250
bis 350 g wurden durch einen chirurgischen Eingriff für eine
Elektromyographie vorbereitet, indem ihnen Elektroden aus
Nickelchromdraht in die Wand des proximalen Colons eingesetzt
wurden. Die elektromyographischen Aufzeichnungen der Colonbe
wegungen wurden 5 Tage nach dem chirurgischen Eingriff begon
nen. Für die Versuchsdurchführung wurde den Tieren ein dehn
barer Ballon rektal soweit in das Colon eingeführt, daß das
Ballonende sich 1 cm vom Rektum entfernt befand, und der Ballon
wurde in dieser Position am Schwanz befestigt. Während des Ver
suches wurden die Tiere in einem tunnelförmigen Käfig gehalten,
in welchem sie sich bewegen aber nicht umdrehen oder raus laufen
konnten. Durch Aufblasen des Ballons auf einen Durchmesser von
11 mm wurde die Colonmotilität verringert. Hierbei verringert
sich die Anzahl der Kontraktionsserien pro 5 Minuten bei einer
Gruppe von Kontrolltieren auf 43% des ursprünglichen Wertes.
Nach ip-Applikation von (S)-5,6,9,10-Tetrahydro-10-[(2-methyl-
1H-imidazol-1-yl)-methyl]-4H-pyrido[3,2,1-jk]carbazol-11(8H)-
on-hydrochlorid in einer Dosis von 1 mg/kg vor Versuchsbeginn
war die Empfindlichkeit gegenüber Dehnung verringert und die
Anzahl der Kontraktionsserien pro 5 Minuten wurde nur auf 85%
des ursprünglichen Wertes verringert.
Die vorstehenden pharmakologischen Versuchsergebnisse zei
gen, daß die Verbindungen der Formel I die durch Stimulation
der afferenten Nerven verursachten Störungen der Colonmotilität
verhindern können und deshalb für die Behandlung von IBS geeig
net sind. Die zu verwendenden Dosen können individuell ver
schieden sein und variieren naturgemäß je nach Art des zu be
handelnden Zustandes und der verwendeten Substanz. Im allgemei
nen eignen sich zur Applikation am Menschen und an größeren
Säugetieren jedoch Arzneiformen mit einem Wirkstoffgehalt von
0,1 bis 80, insbesondere 1 bis 10 mg Wirkstoff pro Einzeldosis.
Die Verbindungen können erfindungsgemäß zusammen mit übli
chen pharmazeutischen Hilfs- und/oder Trägerstoffen in festen
oder flüssigen pharmazeutischen Zubereitungen enthalten sein.
Als Beispiele fester Präparate seien oral applizierbare Präpa
rate wie Tabletten, Dragees, Kapseln, Pulver oder Granulate ge
nannt oder auch Suppositorien. Diese Präparate können pharma
zeutisch übliche anorganische und/oder organische Trägerstoffe,
wie z. B. Talkum, Milch, Zucker oder Stärke neben pharmazeutisch
üblichen Hilfsmitteln, beispielsweise Gleitmitteln oder Tablet
tensprengmitteln, enthalten. Flüssige Präparate wie Suspensio
nen oder Emulsionen der Wirkstoffe können die üblichen Verdün
nungsmittel wie Wasser, Öle und/oder Suspensionsmittel wie
Polyethylenglykole und dergleichen enthalten. Es können zusätz
lich weitere Hilfsstoffe zugegeben werden wie z. B. Konservie
rungsmittel, Geschmackskorregenzien und dergleichen.
Die Wirkstoffe können mit den pharmazeutischen Hilfs
und/oder Trägerstoffen in an sich bekannter Weise gemischt und
formuliert werden. Zur Herstellung fester Arzneiformen können
die Wirkstoffe beispielsweise mit den Hilfs- und/oder Träger
stoffen in üblicher Weise gemischt und naß oder trocken granu
liert werden. Das Granulat oder Pulver kann direkt in Kapseln
abgefüllt oder in üblicherweise zu Tablettenkernen verpreßt
werden. Diese können gewünschtenfalls in bekannter Weise dra
giert werden.
Die folgenden Beispiele sollen die Herstellung von Verbin
dungen der Formel I enthaltenden pharmazeutischen Zubereitungen
näher erläutern, ohne jedoch den Umfang der Anmeldung zu be
grenzen.
Zusammensetzung | |
(S)-5,6,9,10-Tetrahydro-10-[(2-methyl-1H-imidazol-1-yl)-methyl]-4H-p-yrido[3,2,1-jk]carbazol-11(8H)-on-chlorid | |
5 Teile | |
Maisstärke | 30 Teile |
Lactose | 70 Teile |
Kollidon 25® | 5 Teile |
Magnesiumstearat | 2 Teile |
Talkum | 3 Teile |
Gesamt | 115 Teile |
Der Wirkstoff wird mit Maisstärke und feinpulvriger Lactose
in einem Mischer vermischt. Die entstandene Mischung wird mit
einer 20%-igen Lösung von Polyvinylpyrrolidon (Kollidon 25R der
Fa. BASF) in entmineralisiertem Wasser durchfeuchtet. Falls er
forderlich wird weiteres entmineralisiertes Wasser hinzugefügt.
Das feuchte Granulat wird durch ein 2 mm-Sieb passiert, bei
40°C auf Horden getrocknet und anschließend durch ein 1 mm-
Sieb (Frewitt-Maschine) passiert. Nach dem Vermischen des Gra
nulates mit Magnesiumstearat und Talkum werden daraus Tabletten
mit einem Gewicht von 115 mg gepreßt, so daß jede Tablette 5 mg
Wirkstoff enthält.
Zusammensetzung | |
(S)-5,6,9,10-Tetrahydro-10-[(2-methyl-1H-imidazol-1-yl)-methyl]-4H-p-yrido[3,2,1-jk]carbazol-11(8H)-on-chlorid | |
5 Teile | |
Maisstärke | 20 Teile |
Lactose | 60 Teile |
Kollidon 25® | 3 Teile |
Magnesiumstearat | 1,5 Teile |
Aerosil 200® | 0,5 Teile |
Gesamt | 90 Teile |
Der Wirkstoff wird mit Maisstärke und feinpulvriger Lactose
in einem Mischer vermischt. Die entstandene Mischung wird mit
einer 20%-igen Lösung von Polyvinylpyrrolidon (Kollidon 25R der
Fa. BASF) in entmineralisiertem Wasser durchfeuchtet. Falls
erforderlich wird entmineralisiertes Wasser hinzugefügt. Das
feuchte Granulat wird durch ein 1,6 mm-Sieb (Frewitt-Maschine)
passiert, bei 40°C auf Horden getrocknet und anschließend
durch ein 1 mm-Sieb (Frewitt) passiert. Nach dem Vermischen des
Granulates mit Magnesiumstearat und hochdisperser Kieselsäure
(Aerosil 200R, Fa. Degussa) füllt man jeweils davon 90 mg mit
tels automatischer Kapselmaschine in Hartgelatinekapseln der
Größe 4 ab, so daß jede Kapsel 5 mg Wirkstoff
enthält.
Claims (5)
1. Verwendung von Imidazol-1-yl-Verbindungen der allge
meinen Formel I
worin
R1 niederes Alkyl oder Wasserstoff bedeutet,
m für 2 oder 3 steht und
n für 2 oder 3 steht,
und deren physiologisch verträglichen Säureadditionssalzen zur Herstellung von pharmazeutischen Zubereitungen zur Behandlung von mit erhöhter Schmerzempfindlichkeit und/oder Anomalien der Stuhlpassage im Colonbereich verbundenen funktionellen Störun gen der unteren Darmwege in größeren Säugetieren und Menschen.
R1 niederes Alkyl oder Wasserstoff bedeutet,
m für 2 oder 3 steht und
n für 2 oder 3 steht,
und deren physiologisch verträglichen Säureadditionssalzen zur Herstellung von pharmazeutischen Zubereitungen zur Behandlung von mit erhöhter Schmerzempfindlichkeit und/oder Anomalien der Stuhlpassage im Colonbereich verbundenen funktionellen Störun gen der unteren Darmwege in größeren Säugetieren und Menschen.
2. Verwendung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
Verbindungen der Formel I eingesetzt werden, worin m für 2 und
n für 3 stehen.
3. Verwendung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß
5,6,9,10-Tetrahydro-10-[(2-methyl-1H-imidazol-1-yl)-methyl]-4H-
pyrido[3,2,1-jk]carbazol-11(8H)-on und dessen physiologisch ver
trägliche Säureadditionssalze eingesetzt werden.
4. Verwendung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet,
daß (S)-5,6,9,10-Tetrahydro-10-[(2-methyl-1H-imidazol-1-yl)
methyl]-4H-pyrido[3,2,1-jk]carbazol-11(8H)-on und dessen
physiologisch verträgliche Säureadditionssalze eingesetzt
werden.
5. Verfahren zur Herstellung von pharmazeutischen Zuberei
tungen zur Behandlung von mit erhöhter Schmerzempfindlichkeit
und/oder Anomalien der Stuhlpassage im Colonbereich verbundenen
funktionellen Störungen der unteren Darmwege in größeren Säuge
tieren und Menschen, dadurch gekennzeichnet, daß man Verbindun
gen der Formel I gemäß Anspruch 1 zusammen mit üblichen pharma
zeutischen Hilfsstoffen in eine geeignete Arzneiform
überführt.
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