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Die
Erfindung betrifft ein Multiblockcopolymer mit Formgedächtniseigenschaften
sowie eine synthetische Vorstufe des Multiblockcopolymers.
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Hintergrund
der Erfindung und Stand der Technik
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Formgedächtnismaterialien
sind Werkstoffe, die unter Einwirkung eines externen Stimulus ihre äußere Form ändern können. Für die vorliegende
Erfindung von Bedeutung sind thermosensitive Formgedächtniskunststoffe,
die auch als Shape-Memory-Polymere bezeichnet werden. Der Formgedächtniseffekt
ist keine spezifische Stoffeigenschaft einzelner Polymere; vielmehr
resultiert er unmittelbar aus der Kombination von Polymerstruktur
und -morphologie und einer Verarbeitungs- und Programmierungstechnik.
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Bei
Elastomeren erhält
man eine Formgedächtnisfunktionalität, wenn
es gelingt, das Elastomer in seiner deformierten Gestalt in einem
bestimmten Temperaturbereich zu stabilisieren. Dies kann erreicht
werden, indem man zum Beispiel Netzketten als molekulare Schalter
benutzt. Eine Möglichkeit
für eine
Schalterfunktion ist ein thermischer Übergang (TTrans)
in der Netzkette in dem für
die Anwendung interessanten Temperaturbereich. Ist die Temperatur
höher als
TTrans des Schaltsegments, sind die Segmente
flexibel und das Polymer kann elastisch deformiert werden. Die temporäre Form
wird durch Abkühlen
unter TTrans fixiert. Wird das Polymer wieder
erwärmt,
wird die permanente Form wieder hergestellt.
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Ein
bedeutsames Anwendungsgebiet für
Formgedächtnispolymere
ist der biomedizinische Bereich. Synthetische, abbaubare Implantatmaterialien
haben in den letzen 30 Jahren zu entscheidenden Fortschritten bei
den verschiedensten Therapien geführt. Abbaubare Implantatmaterialien
umfassen beispielsweise Polyhydroxycarbonsäuren, wie Polyglycolid oder
die Copolyester von L-Milchsäure
und Glycolsäure.
Abbaubare Formgedächtnispolymere
könnten
beim Einsatz als abbaubare Implantatmaterialien deren Attraktivität weiter erhöhen; sie
bieten ein hohes Anwendungspotential in der minimalinvasiven Medizin.
Abbaubare Implantate könnten
beispielsweise in komprimierter (temporärer) Form durch eine kleine
Inzision in den Körper
eingebracht werden, wo sie ihre gespeicherte, anwendungsrelevante
Gestalt nach Erwärmung
auf Körpertemperatur annehmen.
Nach einer vorgegebenen Zeit wird das Implantat abgebaut; eine zweite
Operation zu seiner Entfernung entfällt.
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Gerade
mit Hinblick auf eine derartige Anwendung ist das Risiko einer toxischen
Wirkung des Formgedächtnismaterials
und seiner Abbauprodukte bedeutsam; diese sollten biokompatibel
sein.
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In
diesem Zusammenhang werden Poly(ε-caprolacton)diole
mit Schmelztemperaturen zwischen 46 und 64°C sowie amorphe Copolyester
von Diglycoliden mit Glasübergangstemperaturen
im Bereich von 35 bis 50°C
als geeignete Schaltsegmente für
abbaubare Formgedächtnispolymere
beschrieben. Die genannten Schaltsegmente weisen ein mittleres Molekulargewicht
Mw zwischen 500 und 10.000 auf und verfügen über einen
für biomedizinische
Anwendungen günstigen
thermischen Übergang
der Schaltsegmente im Bereich zwischen Raumtemperatur und Körpertemperatur.
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Ein
biokompatibles und zugleich bioabbaubares Multiblockcopolymer mit
Formgedächtniseigenschaften
kann aus kristallisierbaren Hartsegmenten aus Poly(p-dioxanon) und einem
amorphen Schaltsegment, wie einem kristallisierbaren Poly(ε-caprolacton)-Segment
erhalten werden. Die thermoplastischen Elastomere werden mittels
Cokondensation von zwei verschiedenen Makrodiolen mit einer difunktionellen
Verknüpfungseinheit
(zum Beispiel Diisocyanat, Disäuredichlorid
oder Phosgen) hergestellt. Um die gewünschten mechanischen Eigenschaften
zu erhalten, ist es von entscheidender Bedeutung, hohe Molekulargewichte
Mw im Bereich von 100.000 g/mol zu erreichen.
Molekulare Parameter dieses Polymersystems sind Molekulargewicht, Mikrostruktur
(Sequenz) und Comonomerverhältnis
der Makrodiole sowie der Hartsegmentanteil im Multiblockcopolymer.
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Trotz
der geschilderten Fortschritte auf dem Gebiet besteht nach wie vor
ein erheblicher Bedarf an Formgedächtnispolymeren, die im Körper hydrolytisch
abbaubar sind, deren Abbauprodukte toxikologisch unbedenklich sind
und die weiterhin günstige
Eigenschaften für
den geplanten Einsatzzweck aufweisen, wie beispielsweise Schalttemperaturen
im Bereich von 30 bis 60°C
und Verarbeitungstemperaturen von bis zu 200°C bei biomedizinischen Applikationen.
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Aufgabe
der vorliegenden Erfindung ist es daher, neue biodegradierbare Formgedächtnismaterialien bereitzustellen,
die verbesserte oder zumindest gleichwertige Eigenschaften im Vergleich
zu den bekannten Materialien aufweisen.
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Erfindungsgemäße Lösung
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Nach
einem ersten Aspekt der Erfindung wird diese Aufgabe durch das Multiblockcopolymer
mit Formgedächtniseigenschaften
nach Anspruch 1 gelöst.
Das erfindungsgemäße Multiblockcopolymer
enthält
- (i) ein Poly(depsipeptid)-Segment mit einem
mittleren Molekulargewicht Mw im Bereich
von 1.000 bis 20.000 g/mol; sowie
- (ii) ein Poly(ε-caprolacton)-Segment
mit einem mittleren Molekulargewicht Mw im
Bereich von 1.000 bis 10.000 g/mol.
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Das
erfindungsgemäße lineare
Multiblockcopolymer zeichnet sich durch die Gegenwart eines Poly(depsipeptid)-Segments
aus, das hydrolytisch abbaubar ist, wobei die Abbauprodukte, nämlich Aminosäuren und
Hydroxycarbonsäuren,
von guter biologischer Verträglichkeit
sein dürften.
Die beim hydrolytischen Abbau entstehenden Aminosäuren sind
in der Lage, als Säure/Base-Puffer
zu wirken, und so die Acidität
der beim hydrolytischen Abbau entstehenden Hydroxycarbonsäuren abzupuffern.
Dieser Mechanismus könnte
eine Möglichkeit
darstellen, den Verlauf der Wundheilung günstig zu beeinflussen, da die
Freisetzung von sauren Abbauprodukten die auftretenden Entzündungsprozesse
im allgemeinen verstärkt.
Auch die Ausbildung kationischer Oberflächenladungen in Polymeren mit
Poly(depsipetid)blöcken
während
des hydrolytischen Abbaus könnte
gezielt eingesetzt werden, um den Wundheilungsprozess zu moderieren.
Das Poly(depsipeptid)-Segment kann als Hart- und/oder Schaltsegment
in dem Multiblockcopolymer agieren. Beim Einsatz als Schaltsegment
wird die Glasübergangstemperatur
(üblicherweise
im Temperaturbereich zwischen 40 und 60°C) des amorphen Anteils der
von dem Poly(depsipeptid)-Segmenten bestimmten Phase als Schalttemperatur
genutzt. Die Kombination von Poly(depsipeptid)-Segmenten und Poly(ε-caprolacton)-Segmenten in Multiblockcopolymeren
liefert ein hydrolytisch abbaubares thermoplastisches Elastomer
mit Formgedächtniseigenschaften
und Schalttemperaturen im Bereich von 30 bis 90°C sowie Verarbeitungstemperaturen
bis zu 200°C
im Fall von Hartsegmenten bildenden Blöcken auf Basis von Leucin und
Diglycolid. Sowohl Hart- als auch Schaltsegmente sind hydrolytisch
abbaubar gestaltet.
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Die
angegeben Molekulargewichte sind mittels Gelpermeationschromatographie
(GPC) zu bestimmen. Die Bestimmung kann ergänzend anhand des
1H
NMR-Spektrums erfolgen. Bevorzugt ist (i) ein Poly(depsipeptid)-Segment
der Formel (1):
wobei
X eine Brücke
ausgewählt
aus der Gruppe:
ist, mit o = 2-20 und p =
1-10;
R für
eine Gruppe ausgewählt
aus H oder einem verzeigten oder unverzweigten C
1-C
10-Alkylrest
steht; und
n und m so vorgegeben sind, dass das Poly(depsipeptid)-Segment
ein mittleres Molekulargewicht M
w im Bereich
von 1.000 bis 20.000 g/mol aufweist.
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Ferner
steht X vorzugsweise für
mit o = 8; oder für
mit p = 1. Poly(depsipeptid)-Segmente
mit den genannten Varianten des zentralen Brückenelements (Starters) lassen
sich synthetisch leicht darstellen und weisen ersten Untersuchungen
zu Folge für
die Anwendung im medizin-technischen Gebiet günstige Materialeigenschaften
auf.
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Bevorzugt
ist ferner, wenn R in Formel (1) für H, Methyl, 1-Methylethyl,
2-Methylpropyl oder 1-Methylpropyl steht. Hierdurch kann zum einen
bei der Herstellung der Poly(depsipeptid)-Segmente auf an sich bekannte Synthesevorschriften
zur ringöffnenden
Polymerisation von Morpholin-2,5-dion-Derivaten mit einem entsprechenden
die Brücke
bildenden Diol als Starter zurückgegriffen
werden. Zum anderen entsprechen die erzeugten Monomereinheiten im
Poly(depsipeptid)-Segment den natürlichen Aminosäuren Glycin,
Alanin, Valin, Leucin und Isoleucin, so dass eine hohe Biokompatibilität des Polymers
und seiner Abbauprodukte zu erwarten ist.
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Bevorzugt
entspricht ferner – insbesondere
auch in Kombination mit jeder der vorgenannten Variationen im Poly(depsipeptid)-Segment – das Poly(ε-caprolacton)-Segment
der Formel (2)
ist, wobei
Y für
steht, mit s = 1-10; und
q
und r so vorgegeben sind, dass das Poly(ε-caprolacton)-Segment ein mittleres
Molekulargewicht M
w im Bereich von 1.000
bis 10.000 g/mol aufweist. Vorzugsweise ist s = 2.
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Vorzugsweise
sind die Poly(depsipeptid)-Segmente und Poly(ε-caprolacton)-Segmente im Multiblockcopolymer über Brücken der
Formeln (3a) und/oder (3b)
gekuppelt.
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Ferner
ist bevorzugt, wenn ein Gewichtsverhältnis der Poly(depsipeptid)-Segmente
zu den Poly(ε-caprolacton)-Segmenten
im Bereich von 1:1 bis 1:10 liegt.
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Schließlich ist
bevorzugt, wenn ein mittleres Molekulargewicht Mw des
Multiblockcopolymers im Bereich von 10.000 bis 100.000 g/mol liegt.
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Ein
zweiter Aspekt der Erfindung richtet sich auf das als Zwischenprodukt
der Synthese anfallende Poly(depsipeptid) der Formel (4):
wobei
X eine Brücke
ausgewählt
aus der Gruppe:
ist, mit o = 2-20 und p =
1-10;
R für
eine Gruppe ausgewählt
aus H oder einem verzeigten oder unverzweigten C
1-C
10-Alkylrest
steht; und
n und m so vorgegeben sind, dass das Poly(depsipeptid)
ein mittleres Molekulargewicht M
w im Bereich
von 1.000 bis 20.000 g/mol aufweist. Hinsichtlich bevorzugter Varianten
der erfindungsgemäßen Poly(depsipeptide)
wird auf die obig bereits bei der Beschreibung des Muliblockpolymers
beschriebenen bevorzugten Ausführungsformen
der Brücken
X1 und X2 sowie des Restes R verwiesen.
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Ein
dritter Aspekt der Erfindung liegt in der Verwendung des erfindungsgemäßen Multiblockcopolymers
der obig beschriebenen Art als Implantatwerkstoff, als Polymermatrix
für die
kontrollierte Wirkstofffreisetzung (Wirkstoffdepots und Coatings
zur Wirkstoffverkapselung) und als Material zur Herstellung von
Gerüst- und
Leitstrukturen (Polymer Scaffolds und alloplastische Leitschienen)
für das
Tissue Engineering.
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Die
Erfindung wird nachfolgend anhand von Ausführungsbeispielen und dazugehörigen Zeichnungen näher erläutert, Es
zeigen:
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1 AFM-Abbildungen
einer Oberfläche
aus einem PCL/PIBMD-Multiblockcopolymer
bei verschiedenen Temperaturen;
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2 eine
Serie von Fotographien zur Illustration des makroskopischen Gedächtniseffekts
beim Multiblockcopolymer (PCL/PIBMD); und
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3 einen
zyklischen, thermomechanischen Zug-Dehnungs-Tests des Multiblockcopolymers (PCL/PIBMD).
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Synthese von Poly(depsipeptiden)
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Poly(depsipeptide)
sind alternierende Copolymere von α-Aminosäuren und α-Hydroxysäuren. Verschiedene Kombinationen
von α-Aminosäuren (zum
Beispiel L-Leucin, L-Valin, Glycin, L-Lysin oder L-Glutaminsäure) und
einer α-Hydroxycarbonsäure (Glycolsäure, L,L-Dilactid
oder rac-Dilactid) lassen sich zu neuen Werkstoffen nicht-toxischer
und biodegradierbarer Natur umsetzen. Ein bekannter synthetischer
Zugang zu Poly(depsipeptiden) ist die ringöffnende Polymerisation von
Morpholin-2,5-dion-Derivaten in Gegenwart von Zinndioctanoat (Sn(oct)2) als Katalysator. Weiterhin wurde über eine
enzymatisch katalysierte ringöffnende
Polymerisation von Morpholin-2,5-dionen berichtet. Bekannt sind
ferner Blockcopolymere von 3-(S)-Isopropyl-morpholin-2,5-dion und
Polyethylenoxid (PEO), die durch ringöffnende Polymerisation zugänglich sind.
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Poly(α-hydroxyalkonate),
wie Poly(L-lactide) oder Copolymere von L,L-Dilactiden und Diglycoliden, werden
als resorbierbare Implantatwerkstoffe, biodegradierbares Nahtmaterial
und Matrix für
eine kontrollierte Wirkstofffreigabe eingesetzt. Thermoplastische
Multiblockcopolymere mit semikristalline Phasen bildenden Poly(ε-caprolacton)-
und Poly(p-dioxanon)-Blöcken sowie
AB-Polymernetzwerke auf Basis von semikristallinen Poly(ε-caprolacton)-Kettensegmenten
sind als biodegradierbare Gedächtnispolymere
beschrieben worden (A. Lendlein et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA,
2001, 98(3), 842; A. Lendlein et al., Science 2002, 296(5573), 1673).
Biodegradierbare amorphe Poly[(rac-lactid)-ran-glycolid]urethan-Netzwerke
mit Formgedächtniseigenschaften
wurden durch Kupplung mit sternförmigen
Oligomeren unter Verwendung eines isomeren Gemisches von 2,2,4-
und 2,4,4-Trimethylhexamethylendiisocyanat (TMDI) synthetisiert
(A. Lendlein et al. Angew. Chem. 2005, 117, 1212).
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Synthese
von Poly(3S-isobutyl-morpholin-2,5-dion)diol (PIBMD)
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Die
Polymerisation wurde in einem trockenen Glaskolben mit einem Rührstab durchgeführt. Der
Kolben wurde auf 50°C,
erhitzt, evakuiert und mit trocknem Stickstoff gespült. Der
Kolben wurde mit 31,3 g 3S-Isobutyl-morpholin-2,5-dion (IBMD), 0,349
mL Ethylenglykol und 4 ml einer 0,3-molaren Sn(oct)2-Lösung beschickt.
Der Kolben wurde dann evakuiert und mehrfach mit trockenem Stickstoff
gespült.
Das Reaktionsgemisch wurde unter Stickstoff belassen und mittels
eines Ölbades
auf 140°C
erhitzt. Nach 24 Stunden wurde der Kolben aus dem Ölbad entfernt
und auf Raumtemperatur abgekühlt.
Das Produkt wurde in 100 mL DMF gelöst und in 1 L Diethylether
ausgefällt.
Das erhaltene Polymer wurde gesammelt und unter Vakuum bei Raumtemperatur über 24 Stunden
getrocknet. Ausbeute 80%.
1H NMR (300
MHz, DMSO): δ =
0.80-0.90 ppm (2 d, 6H, CH3 8 und 9), 1.45-1.80
ppm (m, 3H, CH 7 und CH2 6), 4.20-4.30 ppm
(CH2 2 in der Endgruppe), 4.30-4.50 ppm
(CH 5), 4.50-4.73
ppm (AB-System, ABJ = 14.6 Hz, 2H, CH2 2, isot.), 5.49-5.55 ppm (t, 3J
= 5.8 Hz 1H, OH 1), 8.30-8.40 ppm (d, 3J
= 7.7 Hz 1H, NH 4); Starter: δ =
3.80-3.90 ppm (d, 3J = 5.7 Hz, 4H, CH2 11 and 12).
13C
NMR (75.41 MHz, DMSO): δ =
21.1 ppm (CH3 8 oder 9), 22.8 ppm (CH3 8 oder 9), 24.1 ppm (CH 7), 40.4 ppm (CH2 6), 49.9 ppm (CH 5), 62.1 (CH2 2),
166.6 ppm (COO 10), 171.7 ppm (CONH 3, syndiot.), 171.8 ppm (CONH
3, isot.), 172.3 (CONH 3 Endgruppe); Starter: δ = 61.2 ppm (CH2 11
und 12).
Mn = 6.300 g/mol (1H NMR), 5.700 g/mol (OH Zahl-Bestimmung)
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Synthese von Poly(3S-sec-butyl-morpholin-2,5-dion)diol
(PBMD)
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Die
Herstellung erfolgte in zur Herstellung von PIBMD analoger Verfahrensführung, jedoch
mit den Ausgangsstoffen 3S-sec-Butyl-morpholin-2,5-dion und 1,8-Octandiol.
- 1H NMR (300 MHz, CDCl3): δ = 0.90-1.09
ppm (2 d, 6H, CH3 8 und 9), 1.21-1.75 ppm
(m, 2H, CH2 7), 1.96-2.04 ppm (m, 1H, CH
6), 4.10-4.20 ppm (CH2 2 Endgruppe), 4.24-4.30
ppm (m, 1H, CH 5), 4.43-4.90 ppm (AB-System, ABJ
= 14.6 Hz, 2H, CH2 2, isot.), 7.50-7.70
ppm (1H, NH 4); Starter: δ =
4.05-4.10 ppm (4H, CH2 11 und 12).
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Synthese von Poly(3-methyl-morpholin-2,5-dion)diol
(PMMD)
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Die
Herstellung erfolgte in zur Herstellung von PIBMD analoger Verfahrensführung, jedoch
mit den Ausgangsstoffen 3-Methyl-morpholin-2,5-dion und 1,8-Octandiol.
- 1H NMR (300 MHz, DMSO): δ = 1.2-1.4 ppm (d, 3H, CH3 6), 4.3-4.4 ppm (m, 1H, CH 5), 4.5-4.7 ppm (m, 2H, CH2 2), 8.3-8.5 ppm (2 d, 1H, NH 4); Starter: δ = 3.8-3.9
ppm (m, 4H, CH2 11 und 12).
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Der
Tabelle 1 sind ausgewählte
Eigenschaften der Polymere PIBMD, PBMD und PMMD zu entnehmen.
Tab.
1
- 1) Molekulargewicht durch Bestimmung der
OH-Zahl.
- 2) Molekulargewicht anhand 1H NMR-Spektrum.
- 3) Molekulargewicht GPC.
- 4) Molekulargewichtsverteilung GPC.
- 5) Dynamische Differenz-Kalorimetrie (DSC).
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Synthese des Multiblockcopolymers
PCL/PIBMD
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Ein
Gemisch aus 24.0 g (12 mmol) PCL (Poly(ε-Caprolacton); Handelsname CAPA2304
von Solvay Caprolactones, UK; mittleres Molekulargewicht Mw 3000 g/mol), 22.5 g (4 mmol) PIBMD, 16
mmol TMDI, 43 μL
Dibutylzinndilaurat (ca. 0.1 Gew.%) und 110 g N-Methylpyrrolidon wurde in einem Zweihalsrundkolben
unter Stickstoff und kontinuierlichen Rühren mittels eines Magnetrührers zugesetzt.
Es wurde auf 80°C
erhitzt und nach 24 h wurde das Reaktionsgemisch mittels IR-Spektroskopie
und Gelpermeationschromatographie (GPC) analysiert. Nachdem die
NCO-Bande im IR bei 2270 cm–1 verschwunden war,
wurden 100 μL
TMDI zugesetzt und es wurde für
weitere 24 h gerührt.
Anschließend
wurde das Reaktionsgemisch mit 200 mL 1,2-Dichloroethan und mit
dem 10-fachen Überschuss
an Diethylether ausgefällt.
Das gefällte
Multiblockcopolymer wurde durch Filtration gesammelt und unter Vakuum
bei RT für
24 h getrocknet. Ausbeute 90%.
1H NMR
(300 MHz, DMSO): PIBMD Block: δ =
0.80-0.90 ppm (2 d, 6H, CH3 8 und 9), 1.45-1.80 ppm (m, 3H, CH
und CH2), 4.30-4.50 ppm (CH), 4.50-4.73
ppm (AB-System, ABJ = 14.6 Hz, 2H, CH2, isot.), 8.30-8.40 ppm (d, 3J
= 7.7 Hz 1H, NH); Starter: δ =
3.82-3.90 ppm (d, 3J = 5.7 Hz, 4H, CH2); PCL Block: δ = 1.23-1.37 ppm (m, 2H, CH2), 1.46-1.71 ppm (m, 4H, CH2, überlappend
mit PIBMD Block), 2.23-2.30 ppm (t, 3J =
7.3 Hz 2H, CH2), 3.94-4.01 ppm (t, 3J = 6.6 Hz 2H, CH2);
Starter: δ =
3.57-3.62 ppm (m, 4H, CH2) und 4.08-4.13
ppm (m, CH2); TMDI: δ = 0.76-0.93 ppm (m, CH3, überlappend
mit PIBMD Block), 1.05-1.19 ppm (m, CH2 und
CH), 2.68-3.02 ppm (m, CH2).
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Synthese des Multiblockcopolymers
PCL/PMMD
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Die
Herstellung erfolgte in zur Herstellung von PCL/PIBMD analoger Verfahrensführung.
1H NMR (300 MHz, CDCl3):
PMMD Block: δ =
1.3-1.4 ppm (CH3), 4.3-4.4 ppm (s, CH),
4.5-4.7 ppm (CH2), 7.6-8.0 ppm (NH); Starter: δ = 3.6 ppm
(CH2). PCL Block: δ = 1.4-1.5 ppm (m, CH2 überlappend
mit PMMD Block), 1.5-1.7 ppm (m, CH2), 2.2-2.40
ppm (2H, CH2), 4.0-4.1 ppm (2H, CH2);
Starter: δ =
3.6-3.7 ppm (m, 4H, CH2) and 4.2 ppm (m,
CH2). TMDI: δ = 0.80-0.90 ppm (m, CH3), 0.9-1.0 ppm (m, CH2 und
CH), 2.8-3.2 ppm (m, CH2).
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Der
Tabelle 2 sind ausgewählte
Eigenschaften der Multiblockcopolymere PCL/PIBMD und PCL/PMMD zu
entnehmen.
Tab.
2
- 1) Molekulargewicht GPC.
- 2) Molekulargewichtsverteilung GPC
- 3) erster Peak im DSC Diagramm
- 4) Enthalpie des ersten Peaks im DSC Diagramm
- 5) zweiter Peak im DSC Diagramm
- 6) Enthalpie des zweiten Peaks im DSC Diagramm
- 7) Glasübergangstemperatur
aus DSC, erster Lauf.
- 8) Glasübergangstemperatur
aus DSC, zweiter Lauf.
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Herstellung
eines Probefilms
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Ein
Film mit einer Dicke von 400 μm
wurde aus dem Multiblockcopolymer PCL/PIBMD durch Kompressionsschmelzen
bei 180°C
und 90 bar hergestellt. Das DSC des PCL/PIBMD-Films zeigte, dass
die Enthalpie der PIBMD-Blöcke
sehr niedrig war. Die PIBMD-Blöcke
müssen
eine hohe Kristallinität
aufweisen, um die permanente Form des Films zu fixieren. Um die
Kristallinität
der PIBMD-Blöcke
zu erhöhen,
wurde der Film bei 100°C
für 30
min und bei 80°C
für 24
Stunden getempert und dann langsam auf Raumtemperatur abgekühlt.
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Das
aus Poly(ε-caprolacton)-Blöcken (PCL-Blöcken) und
PIBMD-Blöcken
aufgebaute Multiblockcopolymer PCL/PIBMD wurde unter Einsatz von
2,2,4- und 2,4,4-Trimethylhexamethylendiisocyanat
(TMDI) als Kupplungsreagenz synthetisiert.
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Die
von den PCL-Blöcken
bestimmte Phase mit einer Schmelztemperatur von etwa 37°C fungiert
als Schaltsegmente während
die von den PIBMD-Blöcken
bestimmte kristalline Phase mit der höheren Schmelztemperatur das
Hartsegment darstellt. Die Topographie und das Phasenverhalten des
Multiblockcopolymers wurden mittels Rasterkraftmikroskopie (AFM)
anhand eines auf einem Silikonsubsirat aufgebrachten Polymerfilms
untersucht. Die Oberflächentopographien
der Proben wurden bei Raumtemperatur untersucht, um die Oberflächenmorphologie
oberhalb der PCL-Schmelztemperatur zu erfassen. Anschließend wurden
die Proben wieder auf Raumtemperatur abgekühlt.
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Der 1 sind
AFM-Abbildungen der PCL/PIBMD-Oberfläche bei verschiedenen Temperaturen,
nämlich
A = Raumtemperatur, B = 60°C,
C = Raumtemperatur nach dem Abkühlen
von 60°C
zu entnehmen. Punkt 1 ist dabei eine Darstellung der Oberflächentopographie,
Punkt 2 eine Phasendarstellung und Punkt 3 eine Amplitudendarstellung.
In der Phasendarstellung 2 entspricht der dunkle Bereich dem Hartsegment
und der helle Bereich dem Schaltsegment.
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Die
PCL-Domänen
hatten eine Ausdehnung von bis zu 400 nm, wohingegen PIBMD-Blöcke in kontinuierlicher
Phase vorlagen. Der Vergleich der Topographie und der Phasendarstellung
zeigt, dass die Phasendomäne
nicht die Topographie des Films beeinflusst. Nach dem Abkühlen auf
Raumtemperatur rekristallisierte die PCL-Phase und die AFM-Aufnahme
glich den Aufnahmen vor dem Erhitzen. Demnach zeigt das Multiblockcopolymer
PCL/PIBMD eine Mikrophasen-Separation zwischen der PCL- und PIBMD-Phase,
die zur Bildung einer Art Nano-Komposit führt zwischen den das Schaltsegment
bestimmenden PCL-Blöcken
und den das Hartsegment bestimmenden PIBMD-Blöcken.
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Thermische Eigenschaften
von PCL-PIBMD
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Eine
thermische Analyse mittels DSC-Messung der Multiblockcopolymere
bestätigte,
dass diese semikristallin sind. PCL-diol 3K weist einen doppelten
Schmelzpunkt bei 48°C
und 50°C
(ΔH = 60,5
J/g) und einen Glasübergang
bei etwa –60°C auf. PIBMD
5K hat eine Schmelztemperatur von etwa 170°C (ΔH = 20,3 J/g) und einen Glasübergang
bei 43°C.
Die beiden Schmelztemperaturen im Multiblockcopolymer lagen bei 170°C und 34°C für die PIBMD-Blöcke beziehungsweise
PCL-Blöcke.
Die kristalline PIBMD-Phase verhindert eine Kristallisation der
PCL-Blöcke.
Im zweiten Aufheizvorgang rekristallisierte PIBMD bei etwa 101°C und zeigte
bei 170°C
(39,4 J/g) einen Schmelzübergang,
während
die PCL-Phase eine Schmelztemperatur von 37°C aufwies (3,0 J/g).
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Mechanische Eigenschaften
des Multiblockcopolymers PCL/PIBMD
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Die
mechanischen Eigenschaften der PCL/PIBMD Multiblockcopolymere wurden
mittels Zug-Dehnungs-Versuchen oberhalb und unterhalb von T
m der PCL-Blöcke untersucht. Ergebnisse
dieser Versuche sind in Tabelle 3 zusammengetragen.
Tab.
3
- 1) Bestimmung bei 25°C.
- 2) Bestimmung bei 75°C.
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Formgedächtniseigenschaften
von PCL/PIBMD
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Ein
in seiner permanenten Form als helixartig verdrilltes Band vorliegendes
PCL/PIBMD Multiblockcopolymer wurde ausgehend von seiner permanenten
Form bei hoher Temperatur (T = 120°C) in die temporäre Form
(flacher Polymerstreifen) überführt. Die
deformierte Form wurde durch Abkühlen
auf Raumtemperatur fixiert. Zur Wiederherstellung der permanenten Form
wurde die Probe über
die Schalttemperatur Ttrans (auf circa 60°C) erhitzt
und die ursprüngliche
permanente Form wieder hergestellt. Der makroskopische Formgedächtniseffekt
von PCL-PIBMD ist der 2 zu entnehmen.
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Die
Formgedächtniseigenschaften
des Multiblockcopolymers PCL-PIBMD wurden mittels zyklischer thermomechanischer
Untersuchungen quantifiziert, wobei eine maximale Dehnung von εm =
50 % angewendet wurde. Die Messresultate von fünf aufeinander folgenden Thermozyklen
sind 3 zu entnehmen. Die Überlagerung der Kurven (N =
2-5) zeigt an, dass die Formgedächtniseigenschaften
nach Durchlaufen des ersten Zyklus (N = 1) konstante Werte annehmen,
so dass signifikante Relaxationseffekte oder das Auftreten von irreversiblen
Effektenwährend
der thermomechanischen Untersuchung ausgeschlossen werden können.