Heinrich Heine: Dichter und Jurist in Göttingen

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Dieser Band versammelt die Vorträge, die auf dem Kolloquium der Juristischen Fakultät der Universität Göttingen im Heinejahr 2006 gehalten wurden.
 

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Popular passages

Page 47 - Häupter in Turban und schwarzem Barett, Perückenhäupter und tausend andre Arme, schwitzende Menschenhäupter Sagt mir, was bedeutet der Mensch? Woher ist er kommen? Wo geht er hin? Wer wohnt dort oben auf goldenen Sternen?
Page 41 - Ich weiß wirklich nicht, ob ich es verdiene, daß man mir einst mit einem Lorbeerkranze den Sarg verziere. Die Poesie, wie sehr ich sie auch liebte, war mir immer nur heiliges Spielzeug oder geweihtes Mittel für himmlische Zwecke. Ich habe nie großen Wert gelegt auf Dichterruhm, und ob man meine Lieder preiset oder tadelt, es kümmert mich wenig. Aber ein Schwert sollt ihr mir auf den Sarg legen; denn ich war ein braver Soldat im Befreiungskriege der Menschheit.
Page 6 - Alles was deutsch ist, ist mir zuwider; und Du bist leider ein Deutscher. Alles Deutsche wirkt auf mich wie ein Brechpulver. Die deutsche Sprache zerreißt meine Ohre. Die eignen Gedichte ekeln mich zuweilen an, wenn ich sehe, daß sie auf deutsch geschrieben sind.
Page 44 - Daß ich für die Rechte der Juden und ihre bürgerliche Gleichstellung enthusiastisch sein werde, ,. das gestehe ich, und in schlimmen Zeiten, die unausbleiblich sind, wird der germanische Pöbel meine Stimme hören, daß es in deutschen Bierstuben und Palästen widerschallt.
Page 38 - Im Bierkeller zu Göttingen mußte ich einst bewundern, mit welcher Gründlichkeit meine altdeutschen Freunde die Proskriptionslisten anfertigten, für den Tag wo sie zur Herrschaft gelangen würden. Wer nur im siebenten Glied von einem Franzosen, Juden oder Slawen abstammte, ward zum Exil verurteilt.
Page 60 - Deutschland ist noch ein kleines Kind, Doch die Sonne ist seine Amme; Sie säugt es nicht mit stiller Milch, Sie säugt es mit wilder Flamme. Bei solcher Nahrung wächst man schnell Und kocht das Blut in den Adern. Ihr Nachbarskinder, hütet euch, Mit dem jungen Burschen zu hadern! Es ist ein täppisches Rieselein, Reißt aus dem Boden die Eiche, Und schlägt euch damit den Rücken wund Und die Köpfe windelweiche. Dem Siegfried gleicht er, dem edlen Fant, Von dem wir singen und sagen; Der hat, nachdem...
Page 43 - Parabolen, Laß die frommen Hypothesen Suche die verdammten Fragen Ohne Umschweif uns zu lösen. Warum schleppt sich blutend, elend, Unter Kreuzlast der Gerechte, Während glücklich als ein Sieger Trabt auf hohem Roß der Schlechte? Woran liegt die Schuld? Ist etwa Unser Herr nicht ganz allmächtig? Oder treibt er selbst den Unfug? Ach, das wäre niederträchtig. Also fragen wir beständig, Bis man uns mit einer Handvoll Erde endlich stopft die Mäuler Aber ist das eine Antwort?
Page 47 - Fragen Am Meer, am wüsten, nächtlichen Meer, Steht ein Jüngling-Mann, Die Brust voll Wehmut, das Haupt voll Zweifel, Und mit düstern Lippen fragt er die Wogen : „O löst mir das Rätsel des Lebens, Das qualvoll uralte Rätsel, Worüber schon manche Häupter gegrübelt, Häupter in Hieroglyphenmützen, Häupter in Turban und schwarzem Barett, Perückenhäupter und tausend andre Arme, schwitzende Menschenhäupter Sagt mir...
Page 21 - Excellenz bitte ich, mir das Glück zu gewähren einige Minuten vor Ihnen zu stehen. Ich will gar nicht beschwerlich fallen, will nur Ihre Hand küssen und wieder fort gehen.
Page 11 - Ich suche die verschiedenartigsten Kenntnisse in mir aufzunehmen, und werde mich in der Folge desto vielseitiger und ausgebildeter als Schriftsteller zeigen. Der Poet ist bloß ein kleiner Theil von mir ; ich glaube Du kennst mich hinlänglich um dieses zu begreifen.

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